50. Todestag von Abbé Bovet Mittwoch, 7. Februar 2001 / 06:39 Uhr
Freiburg - Die ersten Takte seines Liedes «La haut, sur la
montagne» können die meisten Schweizer aus dem Stegreif singen.
Über den Freiburger Geistlichen und Musiker Joseph Bovet selbst
weiss kaum jemand etwas. Nun feiert Freiburg seinen 50. Todestag.
Bovet war katholischer Priester, Komponist, Organist, Arrangeur,
Texter, Chordirigent und Lehrer. Mit seinen Liedern über die
Schweizer Berge, das Leben auf dem Land und den Glauben an Gott
wurde er zuerst für die Menschen in Freiburg eine
Identifikationsfigur. Sein Werk umfasst über 2000 Kompositionen.
Durch das Volkslied «Vieux Chalet» oder besser bekannt unter «La
haut sur la montagne», das er 1910 komponierte, erlangte Abbé Bovet
dann auch in der ganzen Schweiz und über die Landesgrenzen hinaus
Bekanntheit. Besonders während des Zweiten Weltkriegs verbanden
seine Lieder die Sprachgebiete der Schweiz.
Mann der Macht
Verankert war Bovet im katholischen Kanton Freiburg, wo er 1879
in Sales (Greyerz) geboren wurde. 1908 wurde er Vikar in Genf, kurz
darauf Musikprofessor am Lehrerseminar in Hauterive. Innerhalb von
knapp zehn Jahren war Abbé Bovet in allen musikalischen
Institutionen des Kantons vertreten.
Und ab 1920 hatte er alles, um der mächtigste Mann in der
Freiburger Musikszene zu sein. Die religiösen Autoritäten Freiburgs
nutzten seine Volksverbundenheit, um ihre Werte dem Volk zu
vermitteln.
Tod im Exil
Trotzdem liess die Kirche Abbé Bovet in seinen letzten Jahren im
Stich. Nach 1947 warf ihm der Bischof von Lausanne, Genf und
Freiburg «die häufige Präsenz von Frau D.» bei ihm vor. «Ich
versichere Ihnen, daraus wird hier ein Skandal», zitiert der
Journalist Pierre Borcard den Bischof in seiner Bovet-Biografie.
Tief verletzt durch diese Verdächtigungen, zog sich der alte
Priester an die Ufer des Genfersees zurück. Nach seinem Tod
bereitete Freiburg ihm ein grossartiges Begräbnis. Seither ruht
Abbé Bovet in der Kathedrale St. Nicolas in Freiburg.
50 Jahre später, am 10. Februar 2001, gedenkt ihm der Kanton nun
in der Universität mit einer Erinnerungszeremonie. Und während mehr
als einem Jahr sind dem Abbé über 30 Konzerte und Veranstaltungen
gewidmet. (la/sda)
|