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Allgemeines/Leichtathletik: 40 Athleten müssen vor den Richter

Samstag, 18. Oktober 2003 / 20:39 Uhr

Der Dopingskandal rund um das Designer-Steroid Tetrahydrogestrinone (THG) beschäftigt nun auch die amerikanische Justiz. Mehr als 40 Athleten aus verschiedenen Sportarten wurden von einem Bundesgericht in San Francisco vorgeladen.

Rund 40 Sportler müssen vor Gericht aussagen, darunter auch Marion Jones und Tim Montgomery.

Die Profisportler müssen über das Laboratorium, das das Dopingmittel offensichtlich entwickelt hat, aussagen. Die Droge soll im Bay Area Laboratory Co-Operative (BALCO) in Burlingame hergestellt worden sein.

Das nordkalifornische Unternehmen produziert vor allem Nahrungsergänzungsmittel. Zu seinen Kunden zählen die Sprinter Marion Jones und Tim Montgomery sowie Baseball-Star Barry Bonds.

Nach Angaben des Labor-Gründers Victor Conte, der die Herstellung des anabolen Präparats THG vehement leugnet, zählt zu den geladenen Zeugen auch die vor der Aberkennung ihrer beiden WM-Goldmedaillen stehende US-Sprinterin Kelli White.

Sie war bei den Weltmeisterschaften im August in Paris nach ihrem Sieg über 100 m auf das Stimulanzmittel Modafinil positiv getestet worden. White ihrerseits bestätigte später die Vorladung, wies allerdings jegliche Schuld zurück: "Ich habe nichts damit zu tun. Das ist nicht meine Art."

Conte bestreitet derweil die Vorwürfe gegen sein Labor und erklärte, keine Vorladung erhalten zu haben. "Ich glaube, es handelt sich hier mehr um einen politischen denn einen wissenschaftlichen Fall. Es gibt zudem keinerlei Nachweis, dass die Substanz irgendeinen anabolen Effekt hat", meinte Conte.

Ausserdem hat das Nationale Olympische Komitee der USA (USOC) dem nationalen Leichtathletik-Verband (USATF) das Ultimatum gestellt, bis zum 17. November einen detaillierten Massnahmekatalog zu erstellen, wie der Verband mit Dopingvergehen und Dopingsündern verfahren sowie die Glaubwürdigkeit der Sportart wieder herstellen will.

Ein dreiköpfiges USOC-Gremium wird dem schwer belasteten Leichtathletik-Verband beratend zur Seite stehen. Sollte der USATF nicht mit aller Konsequenz vorgehen, werde das USOC sich nicht scheuen, alle finanziellen und politischen Hebel in Bewegung zu setzten, um den Verband zu säubern, kündigte USOC-Interimspräsident Bill Martin an.

Nach Veröffentlichungen der amerikanische Anti-Doping-Agentur (USADA) ist bei zahlreichen Top-Leichtathleten in der A-Probe THG nachgewiesen worden. Eine genaue Anzahl und die Namen der betroffenen Sportler wurden nicht genannt.

Das wird frühestens im Dezember nach Untersuchung der B-Proben geschehen. Sollten sich die Befunde der A-Probe bestätigen, bedeutet das eine zweijährige Sperre und somit die Nichtteilnahme an den Olympischen Spielen in Athen. (Si/dpa/AP /Si)