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Aufregung um Gebärdensprach-Dolmetscher

Mittwoch, 11. Dezember 2013 / 07:38 Uhr
aktualisiert: 12. Dezember 2013 / 10:30 Uhr

Johannesburg - Ein offensichtlich unfähiger Gebärden-Dolmetscher hat auf der Trauerfeier zu Ehren von Nelson Mandela für Empörung gesorgt. Der von der südafrikanischen Regierung angeheuerte Mann habe beim Einsatz am Dienstag immer nur die gleichen vier oder fünf Gebärden wiederholt.

Mandela wird am Sonntag im Dorf Qunu beigesetzt.

«Er hat ganz sicher nicht übersetzt, was der Redner sagte», beklagte die Gebärdensprachlehrerin Naomi Janse van Vuuren. Die Tauben-Gemeinde in Südafrika ist völlig empört und niemand weiss, wer er ist», sagte Cara Loening, Direktorin der Organisation für Zeichensprache SLED. Nirgendwo finde sich ein Name und die Organisation, die die Übersetzer akkreditiert habe, kenne ihn nicht.

Loening sagte, sie erhalte E-Mails aus aller Welt, in denen sich die Leute wunderten, «was zum Teufel dieser Mann dort tat». Auch ein Sprecher des Gehörlosenverbands Südafrikas, Delphin Hlungwane, sagte, der Mann habe «in der Luft gestikuliert», aber niemand habe ihn verstanden.

Der Chef der südafrikanischen Gehörlosenvereinigung, Bruno Druchen, sprach von einer «Verhöhnung der Sprache». Der ihm unbekannte Dolmetscher habe etwa nicht die bekannten Gebärden für Mandela oder Präsident Jacob Zuma verwendet.

Ausserdem habe er keine Miene verzogen, sagte Druchen. Körpersprache ist für das Verständnis der Gebärdensprache unerlässlich. Gehörlose Menschen in Südafrika konnten deshalb an diesem wichtigen Ereignis nicht teilhaben.

Ueli Maurer am Sarg

Am Mittwoch wurde der Leichnam des südafrikanischen Nationalhelden in Pretoria öffentlich aufgebahrt. Zunächst durften nur Familienangehörige und ausländische Staatsgäste zum Sarg, ab Mittag sollten dann auch die Bürger Zugang bekommen.

Auch der Schweizer Bundespräsident Ueli Maurer erwies Mandela an dessen Sarg die letzte Ehre. Wie VBS-Sprecher Renato Kalbermatten auf Anfrage sagte, sollte Maurer am Abend in die Schweiz zurückreisen.

Maurer hatte am Dienstag in Johannesburg an der Trauerfeier für den im Alter von 95 Jahren verstorbenen Mandela teilgenommen. Trotz Staus war er in das Fussballstadion im Stadtteil Soweto gekommen, wie sein Sprecher bestätigte.

Der Sarg soll noch bis Freitag täglich vom Spital ins Regierungsgebäude und wieder zurück gebracht werden. Dann wird der Leichnam Mandelas ins Dorf Qunu überführt, wo er am Sonntag beigesetzt werden soll.
(ig/sda)


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