Ballett: Sechs Glanzstücke als Feuerprobe Montag, 21. Mai 2001 / 14:33 Uhr aktualisiert: 16:27 Uhr
Bern - Sechs Tänzerinnen und Tänzer des Berner Balletts
haben sich für den neuesten Ballettabend, der am Sonntag Premiere
hatte, als Choreographinnen und Choreographen versucht. Eine
Feuerprobe, die sie glänzend gemeistert haben.
Berns Ballettchef, Felix Duméril, hat den neuesten Ballettabend
seinem Ensemble überlassen. Sechs Tänzerinnen und Tänzer erhielten
die Chance, nicht nur selber Stücke zu kreieren, sondern diese auch
auf der grossen Bühne zu zeigen.
Starke Technik
Marcel Leemann, Emma Murray, Peter Mc Coy, Chantal Claret,
Luciano di Natale und Oliver Dähler beweisen, dass sie nicht nur
hervorragende Tänzerinnen und Tänzer sind, sondern auch das
choreographische Handwerk verblüffend gut beherrschen.
Die Choreographien, welche die Tänzerinnen und Tänzer kreiert
haben, bestechen durch sichere Raumkompositionen, Musikalität und
eigenwilliges Bewegungsmaterial. Dabei verstehen sie es,
unterschiedliche Stimmungen zu schaffen.
Publikumshit
Der Höhepunkt des Abends war Luciano di Natales «Le Porte», zu
einer Musikcollage diverser Herz-Schmerzsongs. Sich öffnende und
schliessende Türen werden zum Sinnbild von Beziehungen, die ins
Leben treten und verschwinden.
Dabei entwickelt di Natale nicht nur viel Sinn für Poesie und
Emotion, sondern auch feinsinnigen Humor und spritzige Ironie. Die
tiefschürfenden Begegnungen zwischen Männern und Frauen steigern
sich zu einem grellen, überdrehten Partytrubel.
«Le Porte» riss das Publikum zu heller Begeisterung hin. Viel
Applaus ernteten aber auch die andern Stücke. Als besonders
eigenwillig entpuppte sich «Synthetic Pleasure» von Peter Mc Coy zu
einer Auftragskomposition von Werner Hasler.
Entwicklungen
Mc Coy zeigt in einer Landschaft aus Plastik und Technoglitzer
eine Evolution zwischen Traum und Wirklichkeit. Mit fliessend
sinnlichen, meditativen Bewegungsfolgen kreiert Marcel Leemann
Stimmungslandschaften von «In Caso di Nebbia». Witzig und dynamisch
spielt Emma Murray in «Phatic Communion» mit Kommunikationscodes.
Viel Musikalität und Sinn für exquisite Pas de deux prägen «De
ci, de là» von Chantal Claret, zu Musik von Johann Sebastian Bach.
Eher traditionell wirkt «Stimmen der Stille» von Oliver Dähler, zu
Musik des lettischen Komponisten Peteris Vasks. Die Paartänze und
Solos erzählen ausdrucksstark vom Leiden eines Volkes. (la/sda)
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