Basler Museum zeigt erstmals Frühwerke von Jean Tinguely Dienstag, 10. September 2002 / 16:18 Uhr
Basel - Ende der 50er-Jahre machte Jean Tinguely in Paris mit seinen bewegten Plastiken Furore. Diese frühe Phase seiner poetischen Flucht aus starren Flächen und Formen der Kunst dokumentiert nun erstmals umfassend das Basler Museum Tinguely.
1953 ging Jean Tinguely, als Sohn eines Welsch-Freiburgers in Basel
aufgewachsen, 27-jährig zusammen mit seiner Frau Eva Aeppli nach
Paris. Der gelernte Dekorateur gab damit seinen Beruf auf und
widmete sich ganz der Kunst. Und wie: 1955 machte ihn der Erfolg
einer Ausstellung zum Star und öffnete ihm zahlreiche Türen.
Sein Freiheitsdrang hatte ihn schon in Basel unbekümmert mit
Vorbildern umgehen lassen, wenn er etwa frech deren Stil
parodierte. In Paris verarbeitete er Einflüsse weiter, zum Beispiel
mit den Serien von sich bewegenden Wandreliefs namens
«Meta-Kandinskys», «Meta-Herbins» oder «Meta-Malevitchs».
Tinguely sei damit «auf den Schultern von Riesen», aber durchaus
selbständig da gestanden, sagte Ausstellungsleiter Heinz Stahlhut
vor den Medien. Er habe auch bloss jene Elemente der Grossen
verwendet, die in sein Konzept passten. So erarbeitete er sich
seine eigene avantgardistische Farben- und Formensprache.
Zudem war neu an seinen Werken, dass Tinguely auch Klänge
einsetzte, meist erzeugt durch deren eigene Mechanik. Und er liess
mit seiner betont unperfekten Ausführung der Mechanik auch dem
Zufall Raum, ebenfalls ein Novum. Schliesslich liess er seine
Maschinen gar Zeichnungen herstellen, Kunstzeitgeist parodierend.
Die Ausstellung ist ab Mittwoch und bis am 23. März offen. Sie
umfasst neben Werken aus dem Museumsbestand auch rund 130
Leihgaben. (ms/sda)
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