VERBRECHEN
Anzeige
Beging ukrainischer Ex-Innenminister Selbstmord?

Freitag, 4. März 2005 / 19:40 Uhr

Kiew - Der in eine Mordaffäre verwickelte frühere ukrainische Innenminister Juri Krawtschenko ist in seinem Landhaus tot aufgefunden worden.

Mehrere ukrainische Parlamentarier fordern Kutschmas Festnahme.

Krawtschenko hat nach ersten Ermittlungen mit einem Kopfschuss Selbstmord begangen. Vertraute hätten ihn am Morgen tot in seinem Landhaus im Süden der Hauptstadt Kiew aufgefunden, meldete Interfax-Ukraine unter Berufung auf den stellvertretenden Innenminister Petro Koljada. Seine Leiche habe Spuren einer Schussverletzung an der Schläfe aufgewiesen, und er habe eine Pistole in der Hand gehabt.

In einem Abschiedsbrief brachte Krawtschenko laut Polizei den früheren Präsidenten Leonid Kutschma mit seinem Selbstmord in Verbindung. "Kutschma und seine Umgebung" seien der Grund für seine Entscheidung, soll Krawtschenko geschrieben haben, wie die Nachrichtenagentur Interfax meldete.

Verwicklungen

Der 53-jährige Ex-Minister hätte am Vormittag bei der Staatsanwaltschaft aussagen sollen, weil er in den Mord an dem regierungskritischen Journalisten Georgi Gongadse im Jahr 2000 verwickelt gewesen sein soll.

Gongadse war im September 2000 verschwunden. Zwei Monate später wurde seine enthauptete Leiche in einem Waldstück in der Nähe von Kiew gefunden. Der Journalist wurde gemäss Ermittlungen erwürgt, mit Benzin übergossen und angezündet.

Korruptionsvorwürfe

Er hatte für die Internetzeitung Ukrainska Prawda ausführlich über Korruptionsvorwürfe gegen die Regierung von Ex-Präsident Leonid Kutschma berichtet.

Krawtschenko, ein enger Vertraute von Kutschma, war von 1995 bis 2001 Innenminister der Ukraine. Er musste zurücktreten, als die Affäre Gongadse ihren Höhepunkt erreichte und die Opposition der Regierung von Kutschma vorwarf, den Mord in Auftrag gegeben zu haben.

Mehrere ukrainische Parlamentarier fordern nun Kutschmas Festnahme. Kutschma wies die Vorwürfe, etwas mit dem Mord zu tun zu haben, zurück. Der ehemalige Staatschef wird jedoch von einem früheren Leibwächter stark belastet.

Dieser schmuggelte Tonbänder ausser Landes, auf denen ein Gespräch zwischen Kutschma und Krawtschenko aufgezeichnet sein soll. Der frühere Präsident schlug darin angeblich vor, den unliebsamen Journalisten entführen zu lassen.

(bert/sda)