Berlusconi gegen Rücktritt Pollaris wegen Abhöraffäre Sonntag, 12. März 2006 / 13:24 Uhr
Rom - Der Chef des italienischen Militärgeheimdienstes (SISMI), Nicolo Pollari, ist wegen der Abhöraffäre um Ex-Gesundheitsminister Francesco Storace stark unter Druck geraten.
 Unter Druck: Geheimdienstchef Pollari.
Er bot seinen Rücktritt an. Regierungschef Berlusconi lehnte dies aber ab. Pollari reichte seinen Rücktritt ein, nachdem die Tageszeitung «La Repubblica» über Verbindungen zwischen dem Geheimdienst und Mitarbeitern Storaces berichtet hatte. Die Geheimdienstleute sollen versucht haben, die Telefongespräche der Politiker Alessandra Mussolini und Piero Marazzo abzuhören.
Mussolini und Marrazzo waren im April 2005 bei der Wahl zur Präsidentschaft der Hauptstadtregion Latium gegen Storace von der Nationalen Allianz (AN) angetreten.
Detektive verhaftet
Am Mittwoch waren 16 Verdächtige in Untersuchungshaft genommen worden. Darunter waren elf Privatdetektive, zwei Beamte der Finanzpolizei und zwei Angestellte des Mobilfunkunternehmens Tim.
Storace räumte ein, er habe die Dienste von Privatdetektiven in Anspruch genommen - allerdings nur, weil er befürchtet habe, selber Opfer von Spionageakten zu sein.
Bei der Regionalwahl gelang es Storace nicht, in das Amt des Präsidenten der Region Latium wiedergewählt zu werden. Nach seiner Niederlage wurde er Gesundheitsminister.
Verbindungen zum Geheimdienst
Laut «Repubblica» hatten die festgenommenen Privatdetektive enge Verbindungen zum Militärgeheimdienst SISMI. Pollari dementierte diesen Bericht, reichte daraufhin aber seinen Rücktritt ein. «Ich kann nicht dulden, dass das Prestige des Geheimdienstes angegriffen wird», sagte er.
Der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi weigerte sich, Pollaris Demission anzunehmen. Er vertraue Pollari blind, sagte Berlusconi nach Angaben italienischer Medien.
Ohne Gesundheitsminister
Staatspräsident Carlo Azeglio Ciampi nahm unterdessen das Rücktrittsgesuch von Gesundheitsminister Storace an und beauftragte Berlusconi mit der Führung des Ressorts bis zur Parlamentswahl in vier Wochen.
(ht/sda)
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