Bosnische Kroaten rufen eigene Regierung aus Samstag, 3. März 2001 / 16:40 Uhr
Mostar - Die nationalistischen kroatischen Parteien
in Bosnien-Herzegowina verlangen eine Dreiteilung des Landes. 580
Delegierte stimmten am Samstag in Mostar für ein eigenes Parlament,
eine eigene Regierung und einen eigenen Präsidenten.
Der «Allkroatische Kongress» ist vorläufiger Höhepunkt des
Konfrontationskurses nationalistischer Kroaten. Mit ihren
Entscheidungen nehmen sie einen Bruch des Dayton-Friedensabkommens
in Kauf.
«Die kroatische Selbstregierung erkennt die Autorität Bosnien-
Herzegowinas und der (muslimisch-kroatischen) Föderation nicht an»,
heisst es in dem einstimmig verabschiedeten Dokument. Die drei
Volksgruppen - Muslime, Serben und Kroaten - sollen künftig eigenen
Verfassungsrang haben.
Der Vorsitzende der nationalistischen Kroaten-Partei HDZ BiH,
Ante Jelavic, hatte vor der Abstimmung die muslimisch-kroatische
Föderation scharf kritisiert. Deren «anti-kroatische» Regierung tue
alles ihr Mögliche, um Bosnien-Herzegowina in eine Region der
Krisen und Konflikte zu verwandeln.
Alle Bevölkerungsgruppen in Bosnien-Herzegowina müssten gleich
gestellt werden, forderte Jelavic. Er ist der kroatische Vertreter
im gesamtbosnischen Staatspräsidium, dem auch ein Serbe und ein
Muslim angehören.
Zwölf Prozent Kroaten
Bosnien-Herzegowina besteht seit dem Friedensvertrag von Dayton
aus der serbischen Teilrepublik (Republika Srpska) sowie der
muslimisch-kroatischen Föderation. Die Kroaten machen zwölf Prozent
der Bevölkerung aus.
Der internationale Bosnien-Beauftragte Wolfgang Petritsch hatte
bereits im Vorfeld des Kongresses Widerstand gegen eine Dreiteilung
angekündigt. Er werde jeglichen Versuch unterbinden, den Vertrag
von Dayton zu unterlaufen, sagte er. Petritsch kann Politiker
entmachten, die sich gegen den Friedensvertrag stellen.
(kil/sda)
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