Colognas deutlicher Schritt vorwärts Samstag, 6. Dezember 2014 / 15:03 Uhr aktualisiert: 18:54 Uhr
Nach der Schlappe im Sprint schlugen die Schweizer Langläufer in Lillehammer bärenstark zurück. Im 10-km-Rennen in der freien Technik liefen Dario Cologna (9.), Toni Livers (10.) und Curdin Perl (18.) in die Top 20. Bei den Frauen holte Seraina Boner ebenfalls Punkte.
 Der Doppel-Olympiasieger Cologna ist auf den längeren Distanzen besser in Form als im Sprint.
Der Doppel-Olympiasieger von Sotschi machte nach seinem für ihn wenig standesgemässen Saisonstart einen deutlichen Schritt nach vorne. Nachdem Cologna sich in den Sprints weder in Kuusamo noch am Freitag in Lillehammer für die Finalläufe hatte qualifizieren können, holte er mit Platz 9 über 10 km gestern zum zweiten Mal in dieser Saison Weltcup-Punkte. Der Bündner lief ein regelmässiges Rennen, belegte bei Halbzeit den 14. Platz und konnte zum Schluss nochmals etwas zusetzen. Bis ins Ziel büsste er eine halbe Minute auf den Sieger Martin Johnsrud Sundby ein.
"Ich bin zufrieden", stellte der 28-jährige Münstertaler nach seinem ersten Top-Ten-Platz in dieser Saison fest. "Das war eine klare Steigerung." Dabei sei er zu Beginn doch sehr unsicher gewesen. "Ich dachte auf den ersten Kilometern, das wird wieder nichts. Die Beine waren nicht so frisch wie erhofft. Hinten heraus habe ich aber einen guten Rhythmus gefunden." Er habe zwar vor dem Weltcup-Start gewusst, dass er noch nicht in Bestform sei, "aber man erwartet halt doch bessere Resultate." Nun gehe es aufwärts, gerade auch im Hinblick auf die Heimrennen in einer Woche in Davos. "Das ist gut für den Kopf", weiss Cologna.
Noch deutlicher als der Teamleader machten zwei weitere Bündner auf der zweiten Streckenhälfte Terrain gut. Unmittelbar vor dem Norweger Sundby war Toni Livers gestartet, der diese günstige Konstellation optimal nützte. Nach 5 km lag der Grenzwächter auf Position 51, doch nach der Einholung durch Sundby biss er sich am späteren Sieger fest und erreichte so als Zehnter eine Top-Klassierung; seine sechste unter den ersten zehn im Weltcup, die erste seit einem vierten Platz 2010 in Canmore (Ka).
"Ich hatte auf ein gutes Rennen gehofft", erzählte Livers. "Dass es aber so gut laufen würde, hätte ich nicht gedacht. Er machte dafür in erster Linie sein "Supermaterial" und die ideale Rennentwicklung verantwortlich. "Ich habe nicht extra auf Sundby gewartet, aber geschaut, dass ich noch etwas Saft habe, wenn er aufschliesst." Er sei selber überrascht, dass er dann so lange anhängen konnte. Praktisch unbemerkt von den TV-Kameras und den Zuschauern machte er so auf den letzten 2,8 km noch unglaubliche 18 Plätze gut und blieb als Zehnter nur gerade 1,3 Sekunden hinter Cologna.
Dreifacher Erfolg bei Männer und Frauen
Mit Curdin Perl als 18. überzeugte ein dritter Bündner. Auch Perl bekundete zu Beginn etwas Mühe, seinen Rhythmus zu finden, verbesserte sich dann aber auf der zweiten Streckenhälfte noch vom 50. auf den 18. Platz. Der 30-jährige Engadiner hatte in der Vorbereitung wegen einer Schulterverletzung fast einen Monat mit dem Training aussetzen müssen. "Das ist noch nicht, was man sich erhofft", bilanzierte er. "Aber es kommt langsam. Bis zur Tour de Ski und der WM wird die Topform dann da sein", glaubt er.
Jubeln konnten im Olympiaort von 1994 einmal mehr die Norweger. Sie feierten bei den Männern und den Frauen jeweils einen dreifachen Erfolg. Hinter Sundby liefen Finn Haagen Krogh und Sjur Rothe aufs Podest. Da diese eher Spezialisten für kürzere Strecken sind, ist Sundby nun trotz eines Rückstands von rund 20 Sekunden auf Krogh Favorit auf den Gesamtsieg der Mini-Tour.
Diese wird heute Sonntag mit einem Verfolgungsrennen über 15 km in klassischer Technik abgeschlossen. Auf diese 15 km freut sich auch Dario Cologna: "Diese Strecke liegt mir. In der Verfolgung will ich nochmals Gas geben." Sein Rückstand auf Leader Krogh beträgt eine knappe Minute, auf den sechstplatzierten Niklas Dyrhaug allerdings nur gerade 16 Sekunden.
Weltcup-Punkte für Boner
Auch Seraina Boner lief in der zweiten Etappe der Mini-Tour über 5 km in der freien Technik als 29. in die Weltcup-Punkte. Sie erreichte das Ziel mit 52,1 Sekunden Rückstand auf Siegerin Therese Johaug. Die 32-jährige Bündnerin, die längere Strecken bevorzugt, ist damit in einer guten Position, um am Sonntag im abschliessenden Verfolgungsrennen über 10 km in der klassischen Technik weitere Punkte zu holen.
"Das war nicht meine Paradedisziplin, insofern sind Punkte toll", meinte die Klosterserin. "Allerdings ist der Abstand noch vorne sehr knapp." Ein besseres Ergebnis vergab die nicht als gute Abfahrerin bekannte Boner im zweiten Streckenabschnitt. "Ich hatte in der Abfahrt einen ärgerlichen Zwischenfall." Bei Rennhälfte hatte sie noch auf Platz 23 gelegen.
An der Spitze zeichnet sich ein spannendes Duell um den Gesamtsieg ab. Johaug distanzierte die Sprintsiegerin vom Freitag, Marit Björgen, hauchdünn um drei Zehntel. Damit nimmt die sechsfache Olympiasiegerin Björgen 32 Sekunden Vorsprung in die Schlussprüfung. Vor einer Woche in Kuusamo verlor sie über die gleiche Distanz über 40 Sekunden auf Johaug.
(jbo/Si)
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