Elendiglich habe er sich gefühlt. Danach erlief er sich dennoch Gold über 5000 m - und war wieder ganz «Crazy Chad».
«Ich bin nicht hier, um nur einmal Gold zu gewinnen. Ihr werdet mein Gesicht noch viel öfter sehen», sagte Hedrick und grinste in die Kameras, als hätte er Eric Heiden schon eingeholt.
Fünf Goldmedaillen sollen es werden, gelungen ist dies bislang nur seinem grossen Landsmann 1980 in Lake Placid.
Endlich bekannt
Doch eine andere wichtige Mission hat er schon nach seinem ersten Sieg erfüllt. Die Welt weiss endlich, wer Chad Hedrick ist, und nichts scheint dem 28-Jährigen wichtiger zu sein: «Ich habe als Inline-Skater 50 WM-Titel in 10 Jahren gewonnen. Und wenn ich den Leuten davon erzählt habe, wusste keiner, wovon in rede. Ich bin sehr glücklich, dass sie es jetzt wissen.»
2002 war er nur eine Provinz-Grösse gewesen. Als sein alter Inline-Kumpel Derek Parra zum Auftakt der Winterspiele in Salt Lake City Silber über 5000 m gewann, sass Hedrick in einem Casino in Las Vegas und spielte Blackjack.
Als er hörte, was Parra gelungen war, rief er seinen Vater an und fragte ihn: «Was zur Hölle mache ich hier eigentlich?»
Noch keine «Revolution»
Also wechselte er aufs Eis. «Nicht auszudenken, wie es in diesem Sport aussehen würde, hätte ich mich schon mit 20 für ihn entschieden», meinte Hedrick. Für eine «Revolution im Eisschnelllauf» würde es aber immer noch reichen.
Über 1500 und 10 000 m ist er in Turin als Weltrekordler der Topfavorit. Die 1000 m sind seine schwächste Strecke, die Konkurrenz ist gross. Und auch im Team-Wettbewerb gehören die Amerikaner nicht unbedingt zu den Favoriten.
Viele Experten glauben, dass Superstars wie Hedrick oder Shani Davis zu grosse Egoisten sind, um als Team richtig zu funktionieren.
«Ich habe eine Menge Spass
Doch wenn Hedrick über den geplanten Fortgang der Dinge in Turin spricht, muss es für die Konkurrenz trotzdem wie eine Drohung klingen. »Ich habe hier eine Menge Spass, und je mehr Spass ich habe, desto schneller werde ich.«
Dass er nochmal wie am Samstag die Nerven verliert, kurz vor dem Start auf die Tribüne läuft und Trost bei seiner Familie sucht, glaubt Hedrick nicht. Das erste Rennen sei das schwerste gewesen, »jetzt wird es besser«.
Noch nie hat der »loudmouthed Texan« (»grossmäulige Texaner«), wie ihn Gegner nennen, einen Hehl aus seinen Vorlieben gemacht: Schöne Frauen und schnelle Autos gehören zu seinem Lebensstil wie Whisky und Bier. Oft bereitet er sich an der Theke auf einen Wettkampf vor.
»Vor einem Jahr habe ich meinem Coach Bart Schouten versprochen, dass ich meinen Alkohol-Konsum etwas reduziere. Aber mindestens ein Bierchen brauche ich täglich.«