EISHOCKEY-WM
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Crosby im Fokus und eine seltene Dominanz

Montag, 18. Mai 2015 / 16:23 Uhr

Noch selten hat eine Mannschaft eine Eishockey-WM derart dominiert wie Kanada das Turnier in Tschechien. Der würdige Champion, angeführt von Captain Sidney Crosby, hinterliess nach dem 6:1-Finalsieg einen frustrierten russischen Erzrivalen.

Sidney Crosby mit dem Pokal.

Die meisten kanadischen Spieler des Weltmeisterteams konnten nach der Pokalübergabe relativ unbehelligt durch die Mixed-Zone laufen. Die gesamte Medienmeute wartete nur auf einen: Sidney Crosby. Und als er - mit der Trophäe in der Hand - stehen blieb, wurde er beinahe erdrückt. «Es ist ein sehr spezielles Gefühl, so ein Turnier zu bestreiten, wie wir es getan haben. Jeder war unglaublich», schwärmte der 27-jährige Umschwärmte nach der Gala, bei der die Kanadier den höchsten WM-Finalsieg egalisiert hatten.

Crosby stieg erst als 26. Spieler in den elitären «Triple Gold Club» des Eishockeys auf. Stanley Cup, Olympia-Gold, WM-Titel - die drei grossen Erfolge zieren nun auch seine Bilanz. Der Starstürmer der Pittsburgh Penguins durfte bei diesen drei Triumphen den Pokal als Captain entgegen nehmen. Diese Ehre war vor ihm noch keinem Mitglied des «Triple Gold Clubs» zuteil geworden.

Crosby steht also wieder einmal eine Stufe höher als alle anderen. Dabei war er in den gut zwei Wochen und den zehn Partien der WM gar nicht einmal besonders aufgefallen - auch wenn er im Final seinen vierten Turniertreffer erzielte. Vielmehr überzeugten die Kanadier als Kollektiv. Mit ihren 66 Treffern bei nur 15 Gegentoren waren sie eine Klasse für sich. Im Viertel- und Halbfinal spielten sie zu null, im Final überwand nur Jewgeni Malkin die kanadische Verteidigung.

Das Team sei «letztendlich schon überlegen» gewesen, stellte Jason Spezza fest. Der Stürmer der Dallas Stars, der während des letzten NHL-Lockouts für 28 Partien das Trikot der Rapperswil-Jona Lakers getragen hatte, schloss die WM mit 14 Punkten als Topskorer ab. In den Top 10 der WM-Skorerliste figurieren gleich sechs Kanadier - ein weiteres Beispiel der Dominanz.

Nach dem ersten WM-Titel seit 2007 kletterten die Kanadier in der Weltrangliste auf Platz 1. Der Olympiasieger steht wieder dort, wo er sich auch selber sieht. «Wir sind Kanadier, das ist unser Spiel», stellte Colorados Matt Duchene klar. «Das ist unser Anspruch und nichts weniger», so der Stürmer, der ebenfalls eine Lockout-Vergangenheit in der Schweiz hat (4 Spiele für Ambri-Piotta).

Des Lobes voll über die Kanadier waren auch die Medien. Die NHL rückte auf ihrer Homepage zwar Crosby in den Fokus («Golden Boy»), die Mehrheit der Kommentatoren setzte aber die Dominanz der Kanadier ins Zentrum. «Das goldene Kanada wälzt alle nieder», schrieb etwa die tschechische Zeitung «Pravo». Auch in Russland musste man die Überlegenheit der Kanadier neidlos anerkennen. Es sei «eine empfindliche Niederlage», schrieb die russische Zeitung «Sport Express».

Gedemütigt schlichen die russischen Spieler vom Eis. Bereits vor dem Ende der kanadischen Hymne flüchteten die geschlagenen und entthronten Titelverteidiger in die Garderobe. «Ich weiss nicht, was passiert ist. Ich habe keine Worte dafür», haderte beispielsweise der extra für das Finalwochenende eingeflogene Alexander Owetschkin.

Der Ausnahmekönner der «Sbornaja» beklagte, dass seine Mannschaft das Spiel «im zweiten Drittel weggeworfen» habe. Nur einmal schossen die Russen in diesem Abschnitt auf das kanadische Tor, am Ende lautete das Schussverhältnis aus Sicht der Russen 12:37. Diese Zahl schockte wohl auch Owetschkin. «Nur ein Schuss im zweiten Drittel?», fragte er irritiert in die Runde. «Natürlich spielten sie heute richtig gut. Es war uns allen klar vor dem Spiel, dass sie eine starke und erfahrene Mannschaft hier hatten. Das zeigten sie uns ohne Rücksicht.»
(fest/Si)


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