Die jahrelange Geduld wurde zunächst belohnt: David ersetzte 2003 nach
drei langen Jahren als Backup als neue Nummer 1 im Tor der Colorado
Avalanche den Goliath Patrick Roy. David Aebischers Chance, der erste
Schweizer NHL-Stammspieler zu werden, hat er genutzt. Aber er wurde nicht
von einem Kronprinzen zu einem «König», sondern musste in Montreal wieder
ganz von vorne anfangen.
Eine der ungewöhnlichsten Spielzeiten Aebischers geht
ihrem Höhepunkt entgegen: Zunächst hatte der Fribourger Probleme beim
Saisonstart und er war schwer in der Kritik. Danach wurde er degradiert als
Backup bei der Avalanche und später sass er sogar als Nummer 3 auf der
Tribüne.
Zur Jahreswende spülte ihn aber eine grossartige Form wieder an
die Spitze und er verzeichnete eine Siegesserie. Danach kamen die Olympischen
Spiele mit einem grandiosen Sieg gegen Tschechien und zwei weiteren Remis.
Damit war Aebischer der einzige Keeper mit mindestens drei Spielen ohne
Niederlage in Turin. Und dann der Trade nach Montreal, der aus heiterem
Himmel kam: Keine Saison für schwache Nerven.
Huet/Aebischer: Neue Publikumslieblinge in Montreal
Hinter Publikumsliebling Huet hat Aebischer einen schweren Stand. Aber er
war bei einigen Partien auch mitverantwortlich, dass die Montreal Canadiens
die NHL-Playoffs 2006 erreichten. Vom anfänglichen «Buhmann» stieg er zu
einem der Publikumslieblinge auf.
Die Gazetten in Montreal schrieben
zunächst nach dem überraschenden Trade zwischen Colorado und Montreal, dass
«das Ende der Welt nahe sei mit einem Franzosen und einem Schweizer im Tor
der Habs..». Aber genau diese beiden Jungs im Torgehäuse haben die
Erwartungen erfüllt und manchmal sogar übertroffen.
P.Roy: «Platz frei» für Aebischer
Noch vor drei Jahren durfte man spekulieren: Wird David Aebischer weiterhin
in Colorado bei der Avalanche die Geduld aufbringen und als Backup von
Superstar Patrick Roy auf seine Chance warten? Oder wird der eventuell
eines der interessanten Angebote eines weniger starken Vereines als Nummer 1
prüfen, wie es etwa Marc Denis vor vier Jahren machte? Schliesslich löste
Patrick Roy mit seinem Rücktritt von der NHL-Bühne den gordischen Knoten und
bestätigte die Marschroute Aebischers, mit Geduld und seriöser Arbeit zum
Kronprinz zu werden. Jetzt oder nie, hiess die Devise letzten Herbst. Denn
die Colorado Avalanche setzten konsequent, bis kurz vor Playoffbeginn 2004,
auf ihre beiden jungen Keeper.
Immer im Kreuzfeuer der Kritik
Aebischers Saisonleistung als Nummer 1-Debütant in der NHL war über weite
Strecken sehr gut. Doch nach wie vor traute man dem Schweizer nicht zu, dass
er das Starensemble auch tatsächlich in den Playoffs zum Titel führen
könnte. Auch die Presse liess trotz guter Kritiken nie locker mit den Rufen
nach einem Topstar im Kasten.
Mit der Lösung Tommy Salo kurz vor der Trading-Deadline konnten die Avalanche 2004 eine gute «Zwitterlösung» präsentieren: David blieb Nummer 1, Salo hätte ihn aber jederzeit gleichwertig ersetzen können. Bewundernswert bei «Abby» war immer seine Ruhe, die er selbst bei hagelnder Kritik bewahrte.
Aebischers «Lobby» bröckelte
David Aebischer war bei den Colorado Avalanche äusserst beliebt. Seine
Arbeitseinstellung und lockere Art kommt sowohl bei Spielern wie auch
Funktionären an. Auch mit Patrick Roy harmonierte er optimal. Der «All Time
Winningest Goalie» der NHL über David: «Er hat noch so viel
Entwicklungspotenzial und wird eines Tages den Durchbruch schaffen!»
«Er hat
eine Chance verdient. Wir setzen auf ihn», betonte bei jeder Gelegenheit
Avalanche-Präsident Pierre Lacroix seine Bewunderung für David Aebischers
Fähigkeiten: «Wenn er so weitermacht, wird er ein ganz Grosser. Er hat die
Veranlagungen, ein Nummer Eins Keeper in einem NHL-Spitzenclub, also auch
bei uns, zu werden.»
Nun ja, ein «Grosser» wird er vielleicht wirklich
einmal, aber wohl nicht bei den Colorado Avalanche.
Eishockey.ch- Scouting Report David Aebischer
JW. - Notengebung 1 bis 7 gemäss einem international anwendbaren
Notenschlüssel.
7 = herausragend/Weltklasse, 6= Internationale Klasse, 5= NLA-Spitze, 4=
NLA-Durchschnitt, 3= Rollenspieler, 2= NLA-würdig aber mit Mängel, 1=
NLA-unwürdig
Technik: 6
Mentale Stärke: 6
Physis: 6
Kondition: 5,5
Disziplin: 6
Belastbarkeit: 6
Reaktionsfähigkeit: 6,5
Playoff-Erfahrung: 4,5
Zukunftsaussichten: 6
Total: Note 6,0