Den Haag: Serbische Folterknechte vor Gericht Montag, 28. Februar 2000 / 15:53 Uhr
Den Haag - Vor dem UNO-Kriegsverbrechertribunal für das
ehemalige Jugoslawien hat der Prozess gegen vier bosnische Serben
begonnen.
Ihnen wird vorgeworfen 1992 in den Lagern Omarska,
Keraterm und Trnopolje Moslems und Kroaten gefoltert, vergewaltigt
und ermordet zu haben.
Miroslav Kvocka, Milojica Kos, Mlado Radic und Zoran Zigic sind
in Den Haag wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit und
Kriegsverbrechen angeklagt. Alle vier Angeklagten haben sich für
unschuldig im Sinne der Anklage erklärt.
Fernsehbilder der bosnischen Lager hätten damals auf der ganzen
Welt einen Schock ausgelöst, sagte der US-Staatsanwalt Grant Nieman
zum Prozessauftakt. Hunderte von Moslems und Kroaten hätten dort
leiden müssen und seien dort getötet worden, einzig aufgrund ihrer
Volkszugehörigkeit.
Die drei Lager waren im Nordwesten Bosniens eingerichtet worden,
nachdem die bosnischen Serben am 30. April die Stadt Prijedor
erobert hatten. Nach Schätzungen des UNO-Tribunals wurden dort mehr
als 6000 Moslems und Kroaten gefangen gehalten und misshandelt oder
gefoltert.
Die vier Angeklagten stehen für mutmassliche Verbrechen vor
Gericht, die sie im Zeitraum vom 24. Mai bis zum 30. August
begangen haben sollen. Der 43-jährige Kvocka, ehemaliger Polizist
in Prijedor, war 1992 zunächst der Kommandant, dann der
stellvertretende Kommandant von Omarska. Der 36-jährige Kos und der
47-jährige Radic, beide ebenfalls ehemalige Polizisten in Prijedor,
leiteten in Omarska Wachdienste.
In diesem Lager wurden vor allem moslemische und kroatische
Männer festgehalten, viele von ihnen Politiker oder Intellektuelle.
Der 41-jährige Zigic soll laut Anklage regelmässig Omarska,
Keraterm und Trnopolje aufgesucht haben, um dort Gefangene zu
vergewaltigen, sie zu verprügeln, zu foltern und zu töten. Allen
vier Angeklagten droht die lebenslange Haftstrafe.
Das UNO-Tribunal, 1993 von den Vereinten Nationen zur Ahndung
der Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien geschaffen, hat
bislang zwei endgültige Urteile gefällt. Der bosnische Serbe Dusko
Tadic war Ende Januar von der Berufungskammer des Tribunals zu 20
Jahren Gefängnis verurteilt worden. Der bosnische Kroate Drazen
Erdemovic sitzt in einem norwegischen Gefängnis eine fünfjährige
Haftstrafe ab.
(sda)
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