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Deutsche und Herero gedenken Völkermord in Namibia

Samstag, 10. April 2004 / 09:14 Uhr

Ovitoto - Das Herero-Volk in Namibia hat des hundertsten Jahrestags der Okandjira-Schlacht gedacht. Mit dieser Schlacht leitete die deutsche Kolonialarmee im damaligen Deutsch-Südwestafrika die planmässige Vernichtung der Herero ein.

Lothar von Trotha erliess den berüchtigten Tötungserlass.

Der deutsche Botschafter Wolfgang Massing sprach bei einer gemeinsamen Kranzniederlegung mit dem Herero-Führer Chief Riruako von einer schwierigen Vergangenheit. Deutschland werde den Nachkommen der Herero dabei helfen, an ihre Geschichte zu erinnern und, wenn gewünscht, ein Denkmal zu errichten.

Riruako unterstrich, sein Volk sei zur Vergebung bereit. Bei einem Händedruck mit Massing sagte er: Wir tun dies im Geiste der Aussöhnung genau hundert Jahre nach der verheerenden Schlacht.

Die Gedenkfeier fand nahe der Kleinstadt Ovitoto statt. Dort hatte die militärisch weit überlegene deutsche Kolonialarmee am 9. April 1904 mehr als 80 Aufständische des Herero-Volks getötet.

Der Vorsitzende des Herero-Genozid-Komitees, Mostert Tjihuiko, bat Deutschland um Hilfe beim Bau eines Denkmals, das die getöteten Herero ehren solle. Wir können vergeben, aber niemals vergessen, sagte Tjihuiko. Der Aufstand der Herero gegen die deutschen Kolonialherren hatte am 12. Januar 1904 begonnen.

Die Einheimischen warfen den Deutschen Landraub, Ausbeutung und Unterjochung vor. Nach der Schlacht von Okandjira entsandte das Deutsche Reich eine Strafexpedition, die schätzungsweise 60 000 Herero tötete; das waren drei Viertel des gesamten Volkes.

Historiker werten den Feldzug als düsterstes Kapitel der deutschen Kolonialgeschichte. Viele Wissenschaftler sehen den Tatbestand des Völkermords erfüllt und verweisen dabei insbesondere auf den berüchtigten Tötungserlass des deutschen Oberbefehlshabers Lothar von Trotha.

Von dem Volk der Herero muss jeder das Land verlassen. Innerhalb der deutschen Grenze wird jeder Herero mit oder ohne Gewehr, mit oder ohne Vieh erschossen, hiess es in der 1904 veröffentlichten Anordnung von Trothas an die Soldaten.

(rr/sda)