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Die Untergrund-Webseite, die jede Droge nach Hause liefert

Freitag, 3. Juni 2011 / 21:17 Uhr
aktualisiert: 10. Oktober 2011 / 13:32 Uhr

«Silk Road», benannt nach einem Netz von Karawanenstrassen zwischen dem Mittelmeer und Ostasien, ist das Zentrum des Drogenmarkts im Internet. Der Zugang ist nur über ein spezielles Netzwerk, das jegliche Verbindungsdaten anonymisiert, möglich und bezahlt wird mit einer rein digitalen Währung. Die Auswahl umfasst mit rund 340 Drogen beinahe alles, was weltweit auf den Strassen konsumiert wird.

Auf «Silk Road» werden rund 340 Drogen angeboten - von Marihuana bis zu lebensgefährlichem Heroin.

Der Zugang zur «Seidenstrasse» ist trickreich und für Computer- und Internetlaien beinahe unmöglich - wird die Internet-Adresse mit einem normalen Zugang aufgerufen, erscheint eine Fehlermeldung. Auch Google, Yahoo oder Bing kennen nur eine Tarn-Adresse von «Silk Road». Nur über das Anonymisierungs-Netzwerk TOR (das unter anderem auch von der Hackergruppe Anonymous benutzt wird) lässt sich die Seite öffnen. Was einem dann erwartet, scheint überwältigend und angsteinflössend zugleich: Von Heroin und Ecstasy bis Marihuana oder LSD wird alles angeboten, was die Drogenszene dieser Welt anzubieten hat.

Die Verkäufer, mit solch farbigen Namen wie «bloomingcolor» oder «peaceandlove», werden mit einem Bewertungssystem nach ihrer Zuverlässigkeit geordnet. Ähnlich wie bei eBay kann nach dem Versand die Qualität und der Kontakt kommentiert werden. «Erstklassige Ware und schnelle Lieferung, echt. Ich bin zu high um mehr zu schreiben», liesst sich zum Beispiel der Kommentar von «3dames», der offenbar eine grosse Menge psychodelischer Drogen bestellt hat.

Die Lieferung erfolgt durch den alltäglichen Postverkehr. Durch trickreiche Verpackungen mit Cellophan und geruchsabdeckenden Materialien wird eine Entdeckung durch den Briefträger erschwert. «Ohne ihn zu öffnen, konnte man kaum erahnen, was sich im Umschlag verbirgt», berichtet ein Besteller gegenüber «gawker.com» in einem Telefon-Interview. «Ich fühlte mich ein wenig, als wäre ich in der Zukunft», erzählt er weiter. Nach bereits vier Tagen sei der Brief mit einem grossen Bogen LSD bei ihm Zuhause eingetroffen.

Cyber-Anarchisten und der digitale Schwarzmarkt

Um die Anonymität auch beim Zahlungsvorgang zu gewährleisten, wird in einer reinen Internet-Währung gehandelt, den sogenannten «BitCoins». Sie sind das digitale Ebenbild einer braunen Papiertüte, gefüllt mit Dollar-Scheinen, und sind angeblich nicht zurückfolgbar. Erstanden werden sie über verschiedene Internet-Anbieter, deren Wechselkurse nach komplexen Algorithmen tagtäglich Höhen erklimmen und in Schluchten fallen. Benutzt werden die «BitCoins» vorallem von Hackern oder Cyber-Anarchisten, die einen Weg suchen, um Geld, frei wie Bits und Bytes, durch das Netz zu schieben.

«Silk Road» und die «BitCoins» könnten den Anfang einer Schwarzmarkt-Revolution im Internet darstellen. Und auch der Betreiber von «Silk Road» schlägt ähnliche Töne an: «Ich bin ein libertaristischer Anarchist. Alles was nicht gewalttätig ist, soll legal sein», schreibt er «gawker.com». «Der Staat ist der primäre Ursprung von Gewalt, Repression, Diebstahl und Zwang. Hört auf den Staat mit euren Steuern zu unterstützen und wendet eure produktive Energie dem Schwarzmarkt zu», so der Cyber-Kriminelle. Erlaubt ist bei «Silk Road» so auch alles, ausser «Dinge, die Schaden zufügen können oder zur Herstellung von Massenvernichtungswaffen benutzt werden können».

(David Nägeli/news.ch)


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