In der Saalsporthalle werden die Zuschauer McEnroe und die anderen Superstars
wie Stefan Edberg, Boris Becker oder Goran Ivanisevic gleich mehrfach zu
Gesicht bekommen. Sie bestreiten die Einzelpartien und an der Seite von acht
der weltbesten Nachwuchscracks auch eine Doppelkonkurrenz unter dem Motto
«Champions meet Talents». McEnroe, per Telefon aus New York zum Gespräch mit
Schweizer Medien zugeschaltet, freut sich auf die Premiere des innovativen
Konzepts: «Die Zuschauer mögen das und wir können uns hoffentlich gegenseitig
helfen. Die Jungen können vielleicht von uns etwas lernen und wir Älteren etwas
von ihrer Energie abschöpfen.»
Harte physische Arbeit en vogue
Der am 16. Februar 1959 auf dem deutschen US-Militärstützpunkt Wiesbaden
geborene McEnroe feiert zwar nächste Woche seinen 51. Geburtstag, zum «alten»
Eisen gehört er aber noch lange nicht. Um auf der «ATP Champions Tour», welche
sich in den letzten Jahren qualitiativ massiv weiterentwickelt hat, eine gute
Figur zu machen, trainiert McEnroe viel. Im Gegensatz zu früher, wo er es
vorzog, Konditionseinheiten auszulassen und stattdessen Doppelturniere zu
bestreiten (und an der Seite von Peter Fleming meist auch zu gewinnen), lässt
er dabei auch den physischen Aspekt nicht aus: «Dreimal in der Woche bin ich
rund eineinhalb Stunden auf dem Platz, dreimal gehe ich aber auch ins
Fitnessstudio. Es macht mir Spass und gibt mir ein gutes Gefühl.»
Zu seinen besten Zeiten war McEnroe auf schnellen Belägen fast unschlagbar,
weil er ein Serve-and-Volley-Spiel in Perfektion zelebrierte und mit seinem
unglaublich entwickelten Ballgefühl gleichermassen die Gegner zur Verzweiflung
und die Fans zur Verzückung brachte und daneben aufgrund seines irischen
Temperaments auch unberechenbar bis zum Exzess war. Die «Ahhs» und «Ohhs», die
vor allem Anfang der achtziger Jahre regelmässig die Courts dieser Welt
füllten, bringt McEnroe, selber nun der wohl anerkannteste TV-Fachkommentator,
nun einem anderen Spieler entgegen: «Roger Federer ist der grösste Spieler
aller Zeiten und es ist schlicht wunderbar, ihm zuzuschauen.»
McEnroe über Federer
Der Münchensteiner bricht ja die Rekorde praktisch im Akkord. Wie für viele
andere Experten auch, ist es auch für McEnroe schwierig festzulegen, welche
Marke -- 23 Major-Halbfinals in Serie, 18 der 19 letzten Finals erreicht, 16
Titel -- am Höchsten einzuschätzen ist. «Es sind alle unglaublich. Ich glaube,
unter den Top 20 gibt es ja nicht einmal einen anderen Spieler, der überhaupt
23 Grand-Slam-Turniere in Serie bestritten hat...»
McEnroe selber spielte Toptennis bis knapp über 30. Ob sich dies bei Federer
ähnlich verhalten wird, vermag der geniale Linkshänder nicht zu beurteilen:
«Bei mir war es so, dass ich in den letzten acht Jahren keine Majors mehr
gewonnen habe. Bei Roger wird man schauen müssen, wie es einmal sein sollte,
falls er regelmässig verliert an den grossen Turnieren. Das würde ihm sicher
nicht gefallen.»
Offensive Tennisspieler
In Zürich werden mit Ausnahme von Jewgeni Kafelnikow ausschliesslich Spieler am
Start sein, die dem Offensivtennis huldigen. Diese kompromisslos den Weg ans
Netz suchende Spezies Spieler ist heute auf Topniveau ATP-Tour praktisch
ausgestorben, McEnroe glaubt aber, dass es weiterhin Platz dafür hätte:
«Absolut, ein junger Sampras oder auch ein Becker würden vielen Gegnern grosse
Probleme bereiten und ich glaube, das ist zyklisch.»
Ebenfalls immer mehr an Bedeutung verloren haben die Teamspekte, welche für
McEnroe besonders wichtig waren. Gerade in Europa hat es viele
Turnierdirektoren, welche das Doppel am liebsten komplett ausradieren würden
und mehr und mehr Topspieler privilegieren die Einzelkarriere im überladenen
Kalender zulasten des Davis Cup. Eine Patentlösung hat auch McEnroe nicht
parat: «Das Doppel wirkt heute wie ein Dinosaurier in der Moderne. Und der
Davis Cup ist in dieser Form leider ein Witz. Es gab vor 30 Jahren, als ich auf
die Tour kam, schon zu viele Turniere. Es ist nicht einfach, eine Lösung zu
finden, aber man kann auch nicht einfach nichts tun.»
Tickets sind unter www.zurichopen.net, in allen Ticketcorner-Filialen oder über
die Hotline 0900 800 800 (1.19 Min.) erhältlich.