KRIEG/TERROR
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Drei Bali-Attentäter in Indonesien hingerichtet

Samstag, 8. November 2008 / 18:56 Uhr
aktualisiert: 9. November 2008 / 14:58 Uhr

Jakarta - Die drei Drahtzieher der Bombenanschläge von Bali mit über 200 Toten im Jahr 2002 sind in Indonesien hingerichtet worden. Ein Erschiessungskommando vollstreckte in der Nacht zum Sonntag die Todesurteile gegen zwei Brüder und einen Imam.

Sicherheitskräfte nach dem Bombenanschlag auf Bali im Jahr 2002.

Die Männer, die zwischen 38 und 48 Jahren alt waren, wurden nach offiziellen Angaben auf einem Hügel der scharf bewachten Gefängnisinsel Nusakambangan südlich von Java durch Schüsse ins Herz getötet. Sie wollten sich dabei nicht die Augen verbinden lassen und leisteten auch keinen Widerstand. Vor der Vollstreckung sollen sie «Allahu Akbar» («Gott ist der Grösste») gerufen haben.

Samudra hatte den Anschlag geplant, Mukhlas war der Financier, der auch Al-Kaida-Anführer Osama bin Laden traf, und Amrozi der Mechaniker, der den Sprengstoff und das Auto für den Anschlag besorgte. Ein weiterer Bruder der beiden ist wegen seiner Rolle bei dem Anschlag zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Als Drahtzieher gilt aber Hambali, der 2003 in Thailand gefasst wurde und seitdem von den Amerikanern in Guantánamo festgehalten wird.

Vergeltung für Afghanistan und Irak

Die bereits 2003 verurteilten Amrozi, Mukhlas und Samudra waren Mitglieder der Terrororganisation Jama'a Islamiya. Sie hatten ihre Tat als Vergeltung für die US-Invasion in Afghanistan und im Irak bezeichnet und nie bereut. Die Vollstreckung der Todesstrafe war durch mehrere Berufungen verzögert worden.

Auf das Konto der Jama'a Islamiya gehen auch Kirchenanschläge in Indonesien an Weihnachten 2000, ein weiterer Bali-Anschlag 2005 mit 23 Toten, sowie die Anschläge auf das Marriott Hotel in Jakarta 2004 und die australische Botschaft 2005.

Wegen Anschlagsdrohungen vor der Exekution wurden mehrere westliche Botschaften in der Hauptstadt Jakarta unter verschärfte Sicherheitsvorkehrungen gestellt. Australien hatte seine Staatsangehörigen aufgerufen, zeitweilig auf Reisen nach Indonesien zu verzichten.

Zahlreiche Sympathisanten bei Bestattung

Hunderte Sympathisanten nahmen am Sonntag an den Bestattungen der drei Männer teil. Bei der Ankunft der Leichen der beiden Brüder Amrozi und Mukhlas mit einem Helikopter im Dorf Tenggulun im Osten von Java gab es heftige Zusammenstösse mit der Polizei.

Ähnliche Szenen spielten sich auch in Serang im Westen der Insel bei der Ankunft des Sarges mit der Leiche des dritten Drahtziehers ab. Sie wurden als Märtyrer, die im Namen des Islam gekämpft und gestorben seien, umjubelt. Die Mehrheit der Indonesier, die eher einen gemässigten Islam praktizieren, verurteilen laut Umfragen die Anschläge.

Gebete für Opfer

Auf Bali beteten unterdessen mehrere Dutzend Einheimische und ausländische Touristen an dem Denkmal für die 202 Opfer, darunter drei Schweizer. An der Vergnügungsmeile Kuta waren am 12. Oktober 2002 zwei Sprengsätze explodiert - einer in einer Strandbar und kurz darauf vor einer Diskothek, wohin die Barbesucher geflohen waren.

(fest/sda)


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