Den letzten Treffer von Patrick Sutter ins leere Tor musste der Titelhalter zu Gunsten eines letzten verzweifelten Ansturms schon fast riskieren. Die Art und Weise, wie sich die Bünder vorhergehenden drei Gegentore einhandelten, stellt der Equipe indes kein gutes Defensivzeugnis aus. Obschon Lugano lange Zeit keineswegs stark aufspielte und auch in den letzten 20 Minuten keinen unwiderstehlichen Eindruck hinterliess, gestand der HCD den Südschweizern vier Tore aus sechs Schüssen zu.

Turbulentes Schlussdrittel

Als Verteidiger Gianola im Powerplay mit einem verdeckten Weitschuss 73 Sekunden nach Connes 1:2 wieder für resultatmässigen Gleichstand sorgte, leitete er zugleich ein beidseits turbulentes Schlussdrittel ein, das am Ende zumindest die Tessiner Fraktion der 6189 Zuschauer für die (langweilige) Tristesse zuvor entschädigte.

In jener, von Gianola eröffneten Sturm- und Drangphase schienen die Davoser ein weiteres Mal in dieser Serie die Kräfte besser kanalisieren zu können. Und als Kevin Miller, der im fortgeschrittenen Alter mit guten Karten um eine Vertragsverlängerung kämpft, eine Vorlage von Bohonos zum 3:2 ins Lattenkreuz drosch, glaubten die Bündner, den Gast ein drittes Mal ins Verderben gestossen zu haben.

Die Bündner machten ihre Rechnung in der Euphorie offenkundig ohne den Zuger (Teilzeit-)Wirt André Rötheli. Der künftige Bern-Center und Restaurant-Teilhaber -- schon seit Beginn der Finalserie die auffälligste Figur im Ensemble Luganos -- erfasste die Situation nach einem Abpraller vor Weibel blitzschnell und hob den Puck im Stile des Vollstreckers über den Davoser Keeper, womit er Maneluk und dem Rest des Teams den Weg zum erhofften Auswärtssieg ebnete.

Parallelen und ein juristischer Vorstoss Luganos

Die Parallelen zur ersten Partie im Davoser Eisstadion waren bis zum finalen Davoser Absturz unverkennbar. Dem HCD gelang dank einem fulminanten Solovorstoss Josef Marhas wieder ein Start nach Mass. Der Tscheche übernahm die Scheibe nach fünf Minuten hinter dem eigenen Tor, degradierte der Reihe der nach Aeschlimann, Astley und Keller zu Tessiner Statisten, ehe Fabian Sutter die Rückgabe zur Führung unter die Latte wuchtete.

Luganos Reaktion korrigierten die Bündner (wie in Spiel 1 und 2); sie vergassen dabei allerdings, ihre defensiven Pflichten wahrzunehmen. Wie sie auf einen weiteren Tessiner Vorstoss -- einen neben dem Rink -- reagieren werden, bleibt abzuwarten. Anfang Woche hat Lugano jedenfalls neben dem sportlichen noch das juristische Playoff eröffnet. Zwei Video-Sequenzen sollen belegen, dass Patrick Fischer und Reto von Arx in der zweiten Partie im Tessin (3:2) zwei Tätlichkeiten begangen haben. Tännler entscheidet aller Voraussicht nach heute Mittwoch, ob er auf die Tessiner Anzeige eintreten und ein Verfahren eröffnen wird.

von Sven Schoch, Davos

Davos - Lugano 3:5 (1:0, 0:1, 2:4)

Eisstadion. -- 6189 Zuschauer. -- SR Reiber, Rebillard/Mauron. -- Tore: 6. Fabian Sutter (Marha/Ausschluss Patrick Sutter) 1:0. 27. Jeannin (Convery) 1:1. 41. (40:42) Conne (Wichser) 1:2. 42. Gianola (Reto von Arx/Ausschluss Cantoni) 2:2. 52. Miller (Bohonos) 3:2. 53. Rötheli (Guyaz) 3:3. 58. Maneluk (Gardner/Ausschluss Christen) 3:4. 60. (59:57) Patrick Sutter 3:5 (ins leere Tor). -- Strafen: Je 4mal 2 Minuten.

Davos: Weibel; Gianola, Kress; Ott, Forster; Winkler, Häller; Blatter, Jan von Arx; Riesen, Reto von Arx, Christen; Bohonos, Rizzi, Miller; Fischer, Marha, Paterlini; Ambühl, Fabian Sutter, Neff.

Lugano: Rüeger; Guyaz, Keller; Astley, Patrick Sutter; Bertaggia, Nummelin; Jeannin, Convery, Maneluk; Fuchs, Conne, Wichser; Gardner, Rötheli, Murovic; Näser, Aeschlimann, Fair; Cantoni.

Bemerkungen: HCD ohne Heberlein (verletzt), Lugano ohne Richter, Millen (beide überzählige Ausländer), Cadieux, Fröhlicher (beide überzählig) und Sannitz (verletzt). 20. Pfostenschuss Jeannin. 60. (59:09) Timeout Davos, danach ohne Goalie Weibel.(bert/sda)