Erst zwanzig und schon Kult Samstag, 7. Dezember 2013 / 13:46 Uhr aktualisiert: 14:28 Uhr
«Klang und Kleid», der coolste und
«unnützeste» Laden der Alpennordseite,
wird zwanzig Jahre alt und feiert: mit
Popeye, einem schwarzhumorigen Frank
Sinatra und einer gehörigen Portion
Italo-Swing.
Das Popeye's Godda Blues Theater tritt heute anlässlich des 20 Jahr Jubiläums von Klang und Kleid im Palace St. Gallen auf.
Bücher, Krawatten und Einkaufsgutscheine in Ehren, aber
wer in St.Gallen jemals auf der Suche nach einem wirklich
originellen Geschenk war, weiss, dass sich die paar Schritte
weg von der Multergasse Richtung Talhof lohnen: ausgesuchtes Vinyl, abgefahrene Kostüme, Retro-Klamotten, Poster und Kameras oder «Psycho»-Duschvorhänge - das «Klang
und Kleid»-Sortiment passt in keine Kategorie. Oder wie
Gründer Pino Stinelli sagt: «Bei uns gibt es irgendwie alles,
was niemand braucht.» - «Aber was alle wollen», müsste er
etwas weniger bescheiden hinzufügen, denn viele der Stücke
haben längst Kultstatus erreicht. Und nicht nur sie, auch der
Laden selber: Im Dezember feiert «Klang und Kleid» sein
zwanzigjähriges Bestehen.
Klang und Kleid 50s Tankstelle
Heute ist «Klang und Kleid» in der ehemaligen Tankstelle an
der Torstrasse 20 zu finden. Ein Ort wie James Dean: zwar
von gestern, aber bis heute heiss geliebt - im Stil eines Diners
aus den 50ern, inklusive Plastik und Pin-up-Poster-Girls.
«Wir konnten es einfach nicht zulassen, dass die Tankstelle
abgerissen werden sollte», sagt Stinelli. Deshalb hat er den
Laden 2008 mit seinem siebenköpfigen Team dorthin verlegt. Zuvor war «Klang und Kleid» vier Jahre lang in Hinterlauben, wo mittlerweile Mani seine Gitarren verkauft.
Dabei hatte alles relativ klein angefangen, auf zwei
Stockwerken an der Schwertgasse 7, im Dezember 1993. «Wir
planten ursprünglich ein Konzertlokal mit integriertem Laden, weil das kulturelle Angebot zu dieser Zeit in unseren Augen recht spärlich war.» Allerdings war es damals schwierig,
einen Raum dafür zu finden. «Die mittlerweile abgeschaffte
Bedürfnisklausel besagte nämlich, dass ein solches Lokal nur
an Orten entstehen dürfe, an denen bereits vorher eine gastronomische Infrastruktur bestand», erzählt Stinelli. Man habe
deshalb zu Beginn auf «halblegalem» Weg versucht, eine Art
«Privat-Club» im Linsebühl auf die Beine zu stellen. «Was allerdings nicht klappte, weil eine lokale Rocker-Gang das Quartier
für sich beanspruchte. So starteten wir mitsamt Veranstaltungen kurzerhand an der Schwertgasse und
blieben elf Jahre lang dort.»
Heute schmunzelt er beim Gedanken an die Drohungen von
damals. Zu Recht: Die «Unicorns» sind längst weg, im Ruhestand oder anderweitig gezähmt, Stinelli hingegen hat ein
florierendes Nischen-Geschäft inklusive dreizehnjährigem
«Klang und Kleid»-Ableger in München und beschäftigt mittlerweile 25 Angestellte. Im Gegensatz zu St.Gallen ist das Geschäft in der Bayrischen Landeshauptstadt aber fast ausschliesslich auf den Online-Versand spezialisiert - eine
Disziplin, in welcher der heute 44-jährige Stinelli zu den Pionieren gehört. In St.Gallen kämen etwa achtzig Prozent der
Erträge aus dem Versand. Nicht zuletzt deswegen sei die ehemalige Tankstelle an der Torstrasse ideal: als Umschlagplatz
für die Lastwagen einerseits, andererseits weil sich das alte
Garagentor öffnen lässt und so den Innenhof freimacht für
sporadische Apéros und allerlei andere Feste.
Diese werden seit jeher grossgeschrieben und geniessen einen ähnlich nostalgischen Stellenwert wie die Vespa Espresso-Tassen des «Klang und Kleid»-Sortiments: An der Eröffnung 1993 gab unter anderem das «Halle K»-MultimediaProjekt eine Hellraumprojektor-Performance zum Besten. Mit
den Jahren folgten weitere Anlässe an ungewohnten Orten,
etwa in einem Fünfzigerjahre-Hotel oder in der St.Galler Mülenenschlucht. «Wir sind ständig auf der Suche nach Speziellem und Kuriosem für unsere Events», sagt Stinelli, der auch
zum Palace-Gründerteam gehört.
Grosser Abend im Palace
Um den letzten zwanzig Jahren Ehre zu erweisen, wird deshalb gebührend gefeiert - im Palace am 7. Dezember. Mit
Klängen des «King of Swing» Emanuele Urso und Enter tainer
Frank Sanazi, der sich auf der Bühne in Las-Vegas- RüschenKleider hüllt. Und mit einem Popeye-Comic- HellraumTheater des Berner Ensembles «Club 111» - ein vielversprechendes Line-Up für einen Abend, der voraussichtlich wie die anderen vor ihm in die wilden und kultigen «Klang und
Kleid»-Party-Annalen eingehen wird.
«KNK»-Birthday-Bash:
Samstag, 7. Dezember, Palace, 19.45 Uhr
www.klangundkleid.ch
(Corinne Riedener, Saiten/keine)
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