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Finalsieg gegen Deutschland: Schweden erneut Handball-Weltmeister

Sonntag, 3. Februar 2002 / 21:44 Uhr
aktualisiert: 4. Februar 2002 / 09:48 Uhr

Stockholm - Gastgeber Schweden sicherte sich in einem dramatischen EM-Final in Stockholm den goldenen Hattrick. Der Titelhalter vermied gegen Deutschland Sekunden vor Schluss der regulären Spielzeit den Knock-out, ehe er die starke DHB-Auswahl in der Overtime mit 33:31 niederrang.

Die «alten Herren» Schwedens strapazierten die Nerven der über 14'000 Zuschauer in der seit Wochen ausverkauften Globen Arena bis an die Grenzen des Zumutbaren. Mehrfach lagen sie mit bis zu drei Treffern zurück, scheiterten immer wieder am glänzenden deutschen Keeper Henning Fritz -- die Spannung stieg aus Sicht der so siegesgewissen Einheimischen ins Unerträgliche.

Erst ein Wechselfehler der Deutschen in der 50. schien den Schweden den Weg auf den obersten Podestplatz doch noch zu ebnen. Innerhalb von vier Minuten erhöhten die Gastgeber in doppelter Überzahl das Skore auf 25:22. Der Triumph war für Erfolgstrainer Bengt Johansson in greifbare Nähe gerückt, ehe sich die generös kämpfenden Deutschen mit vier Treffern in Serie bei letzter Gelegenheit einen nicht mehr für möglich gehaltenen Vorteil verschafften.

Ein Wimpernschlag trennte Handball-Deutschland vom grössten und prestigeträchtigsten Erfolg seit dem Gewinn der WM 1978. Die Nerven lagen nun selbst bei den abgezockten Nordländern blank, der Favorit wankte, ja taumelte, gefallen ist er gleichwohl nicht: Altmeister Staffan Olsson sorgte mit seinem sechsten Treffer zum 26:26 sieben Sekunden vor Ablauf der zweiten Hälfte für neuerlichen Gleichstand, womit er seinen Teamkollegen den zweiten, goldenen Atem einhauchte.

In der zehnminütigen Verlängerung legten der überragende, von der deutschen Deckung nie zu kontrollierende Captain Stefan Lövgren und erneut der bald 38-jährige Olsson die späte Differenz. Von jener Hypothek erholte sich das Team von Heiner Brand nicht mehr, zumal die Schweden und insbesondere deren kleinwüchsiger Aufbauer Ljubomir Vranjes in der Finalissima gar noch Ressourcen freisetzen konnten.

Dass sich die Schweden aber überhaupt in die Verlängerung retten konnten, hatten sie neben Olsson und Lövgren vornehmlich ihrem Torhüter Peter Gentzel zu verdanken. Der Nordhorner, der erst nach der Pausenunterbrechung für Tomas Svensson erschienen war, trieb die deutschen Lemgo-Stars (Zerbe, Baur, Stephan) mit 14 durchaus schwierigen Schlüsselparaden im Alleingang zur Verzweiflung.

Die Wahl zum besten Goalie des Turniers hat sich der Magier mit seinem sonntäglichen (Europa-)Meisterstück zweifellos verdient und mit seiner Leistung Arno Ehrets Prognose, «dass der EM-Final mit Bestimmtheit durch die Deckung und die Paraden des Torhüters entschieden wird», vollumfänglich bestätigt.

Kraftlose Isländer -- Dänische Premiere

Island hatte sich nach überzeugenden Gruppenspielen mit Kantersiegen gegen die Schweiz und Slowenien sowie einem Remis gegen Spanien souverän für die Hauptrunde qualifiziert. Nach dem überraschenden und erstmaligen EM-Halbfinalvorstoss erlitten die isländischen Überflieger dann allerdings ein regelrechtes Grounding: Am Samstag bekamen die entkräfteten Insulaner beim 22:33 gegen den nachmaligen Champion Schweden eine Lektion erteilt, ehe ihnen die Dänen in der Partie um Rang 3 abermals die Limiten aufzeigten.

Die dänische Equipe erreichte in Schweden mit dem ersten EM- Bronze-Gewinn weit mehr, als ihr manch ein Experte im Vorfeld zutrauen mochte. Unter der Leitung von Torben Winther, der Dänemarks U21-Team 1998 und 1999 zweimal zum WM-Titel gecoacht hatte, stürmten die Dänen ohne Niederlage und mit einem beachtlichen 27:26-Erfolg gegen die Schweden bis in die Runde der letzten vier vor. Erst die wieder erstarkten Deutschen und deren erst in der 17. eingewechselten, danach aber kaum mehr zu bezwingender Hüter Ramota entschärften das «Danish Dynamite».

Olympiasieger Russland verliess den Globen nach dem knappen Verpassen der Halbfinals zwar durch die hintere Pforte, der 31:28- Sieg gegen den enttäuschenden Weltmeister Frankreich bescherte den Russen aber wenigstens die Direkt-Qualifikation für die EM 2004.
(kil/sda)