FORMEL 1
Anzeige
Formel 1: Jüngster und erster spanischer GP-Sieger

Sonntag, 24. August 2003 / 16:04 Uhr
aktualisiert: 2. September 2003 / 22:34 Uhr

Fernando Alonso hat als jüngster Fahrer und erster Spanier ein Formel-1-Rennen gewonnen. Alonso siegte in Ungarn vor Kimi Räikkönen und Juan Montoya, die in der WM-Wertung nur noch zwei beziehungsweise einen Punkt hinter Michael Schumacher liegen. Der Weltmeister wurde vor Nick Heidfeld im Sauber nur Achter.

Der Spanier Fernando Alonso beendete den Grand Prix von Ungarn als Sieger.

Über 16 Sekunden Vorsprung wies Alonso im Ziel auf -- die grosse Marge hatte er schon nach zehn der 70 Runden zwischen sich und die Verfolger gelegt. Schützenhilfe erhielt der Spanier dabei von Mark Webber im Jaguar. Der Australier stiess zu Beginn vom 3. auf den 2. Platz vor und hielt unter anderen den nachfolgenden Räikkönen davon ab, sich an die Fersen von Alonso zu heften. Ralf Schumacher und Juan Montoya fielen auf der schmutzigeren Seite der Start-Ziel- Geraden von ihren Positionen 2 beziehungsweise 4 wie befürchtet zurück. Der Kolumbianer reihte sich vorerst als Achter ein, Ralf Schumacher fiel nach einem Dreher in der zweiten Kurve sogar bis auf Platz 18 zurück, kämpfte sich bis am Ende aber noch an die 4. Stelle vor David Coulthard, Webber, Trulli und Michael Schumacher vor.

Alonso gab seine Führung für eine einzige Runde im Zuge seines ersten (von drei) Boxenstopps ab und blieb über die gesamte Distanz ungefährdet. Er könne gar noch nicht realisieren, was er vollbracht habe, sagte der Iberer nach der Siegerehrung. "Als ich Mark Webber im Rückspiegel nicht mehr sah, fragte ich die Boxencrew über Funk nach, wo denn die anderen seien. Während den letzten zehn Runden glaubte ich immer wieder Geräusche vom Motor oder dem Getriebe zu hören."

53 Tage jünger

Am Renault gabs indes nichts zu bemängeln; der Weg für den jüngsten Grand-Prix-Sieger war frei. Alonso war bei seiner Premiere 22 Jahre und 27 Tage alt und damit 53 Tage jünger als der bisherige Rekordmann Troy Ruttman. Der Amerikaner hatte die "Bestmarke" im Mai 1952 (!) beim 500-Meilen-Rennen in Indianapolis aufgestellt. Noch mehr Bedeutung dürfte für Alonso haben, als erster Spanier in der Formel 1 als Sieger abgewinkt worden zu sein. Anfang Mai, als er in seinem Heimrennen in Montmeló Zweiter geworden war, hatte er das bisherige Bestergebnis egalisiert, das Alfonso de Portago im Juli 1956 im GP von Grossbritannien eingefahren hatte. Für Renault als eigenständiges Team wars der erste Grand-Prix-Sieg seit 20 Jahren. Im August 1983 war Alain Prost auf dem Österreichring als letzter Renault-Fahrer als Sieger abgewinkt worden.

Die hohen Temperaturen (Luft 28, Asphalt 45 Grad) auf dem Hungaroring spielten wie erwartet den Partnern von Reifenlieferant Michelin in die Hände; auf den ersten sieben Plätzen sind allesamt Kunden der Franzosen zu finden. Gegen diese Übermacht vermochte auch Michael Schumacher nichts auszurichten, wurde zum grossen Verlierer des Wochenendes -- und machte die WM ungewollt spannend. Vor den drei letzten Grands Prix der Saison kam es an der Spitze des Gesamtklassements zum Zusammenschluss: Michael Schumacher 72 Punkte, Montoya 71, Räikkönen 70.

Schumacher überrundet

Die Bridgestone-Pneus waren aber nicht der alleinige Grund für die diskrete Vorstellung des Titelhalters, der sich neun Runden vor Schluss zu allem Überfluss von Alonso noch überrunden lassen musste. Das Übel liegt sicher auch bei der Ferrari-Crew, die über das gesamte Wochenende ausserstande war, die Autos für Schumacher und Rubens Barrichello optimal herzurichten. Die Quittung folgte auch in der Teamwertung: Die Scuderia musste die Führung mit acht Punkten Rückstand an BMW-Williams abtreten.

Für Barrichello endete die Vorstellung mit einem spektakulären, aber glimpflich abgelaufenen Unfall. Er verlor auf der Start-Ziel- Geraden, wo Tempi von rund 300 Stundenkilometern erreicht werden, das linke Hinterrad und prallte frontal in den Reifenstapel. Barrichello entstieg dem schwer beschädigten Auto unverletzt.

Frentzen ohne Sprit

Derweil Heidfeld in der aktuellen Situation mit dem 9. Rang das Optimum für das Sauber-Team herausholte, war der Ärger bei Heinz- Harald Frentzen gross. In der 48. Runde musste er den C22 an 10. Stelle liegend mit leerem Tank (!) ausrollen lassen. Das Missgeschick gründete auf mehreren "Versehen". Frentzen überhörte anscheinend die Aufforderung zum Boxenstopp über Funk und übersah zudem, unmittelbar hinter dem Dänen Nicolas Kiesa aus dem jubilierenden Minardi-Team (300. Grand Prix) herfahrend, das entsprechende Boxensignal. Dem Team seinerseits unterlief ein Kalkulationsfehler; bei exakter Berechnung müsste das Benzin auch für eine zusätzliche Runde reichen.

Für Zsolt Baumgartner, der als erster Ungar in der Formel 1 zum Einsatz kam, endete die Premiere nach halber Renndistanz mit einem Motorschaden im Jordan. Baumgartner kam als Ersatz für Ralph Firman zum Einsatz. Der Brite hatte sich am Samstagmorgen bei einem schweren Trainingsunfall zwar nur eine Hirnerschütterung und Fersenprellungen zugezogen, von Rennarzt Sid Watkins gleichwohl Startverbot erhalten.

Grand Prix von Ungarn (70 Runden à 4,381 km = 306,663 km):

1. Fernando Alonso (Sp), Renault, 1:39:01,460 (185,810 km/h). 2. Kimi Räikkönen (Fi), McLaren-Mercedes, 16,768 Sekunden zurück. 3. Juan Montoya (Kol), Williams-BMW, 34,537. 4. Ralf Schumacher (De), Williams-BMW, 35,620. 5. David Coulthard (Gb), McLaren-Mercedes, 56,535. 6. Mark Webber (Au), Jaguar-Cosworth, 1:12,643. 7. eine Runde zurück: Jarno Trulli (It), Renault. 8. Michael Schumacher (De), Ferrari. 9. Nick Heidfeld (De), Sauber-Petronas. 10. Jenson Button (Gb), BAR-Honda. 11. zwei Runden zurück: Cristiano da Matta (Br). 12. drei Runden zurück: Jos Verstappen (Ho), Minardi-Cosworth. 13. vier Runden zurück: Nicolas Kiesa (Dä), Minardi-Cosworth. -- 20 Fahrer gestartet, 13 klassiert und am Ziel. -- Schnellste Runde: Montoya (37.) in 1:22,095 (192,114 km/h).

WM-Stand (13/16). Fahrer: 1. Michael Schumacher 72. 2. Montoya 71. 3. Räikkönen 70. 4. Ralf Schumacher 58. 5. Alonso 54. 6. Barrichello 49. 7. Coulthard 45. 8. Trulli 24. 9. Webber 15. 10. Button 12. 11. Fisichella 10. 12. Da Matta 8. 13. Frentzen 7. 14. Panis 6. 15. Villeneuve 3. 16. Heidfeld 2. 17. Firman 1. -- Teams: 1. BMW-Williams 129. 2. Ferrari 121. 3. McLaren-Mercedes 115. 4. Renault 78. 5. BAR-Honda 15. 6. Jaguar-Cosworth 15. 7. Toyota 14. 8. Jordan-Ford 11. 9. Sauber-Petronas 9.

Startaufstellung: 1 Alonso 1:21,688 (193,071 km/h). 2 Ralf Schumacher 0,256 Sekunden zurück. 3 Webber 0,339. 4 Montoya 0,492. 5 Barrichello 0,492. 6 Trulli 0,922. 7 Räikkönen 1,054. 8 Michael Schumacher 1,067. 9 Coulthard 1,372. 10 Panis 1,681. 11 Heidfeld 1,933. 12 Wilson 1,972. 13 Fisichella 2,038. 14 Button 2,159. 15 Da Matta 2,294. 16 Villeneuve 2,412. 17 Frentzen 2,881. 18 Verstappen 4,735. 19 Baumgartner 4,990. 20 Kiesa 7,219. (von David Bernold, Mogyorod/Si)