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Forscher entdecken 20 000 Policen aus dem Zweiten Weltkrieg

Freitag, 17. November 2000 / 10:39 Uhr

New York - Forscher haben in deutschen und österreichischen Archiven rund 20 000 Versicherungspolicen aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs entdeckt. Die Eagleburger-Kommission will sie auf ihrer Website (www.icheic.org) veröffentlichen.

Auf diese Weise könnten die Überlebenden des Holocausts oder die Erben von Opfern prüfen, ob europäische Versicherungsunternehmen ihnen noch Geld schuldeten, teilte die Internationale Kommission zur Aufklärung der Versicherungsansprüche von Holocaust-Opfern am Donnerstag in New York mit.

Der Fund der 20 000 Policen zeige, wie wichtig eine gründliche Suche nach Dokumenten über nichtausbezahlte Versicherungen sei, meinte der Kommissionsvorsitzende Lawrence Eagleburger. Auf diese Weise könnten Anspruchsberechtigte identifiziert und könne Unrecht nach über 50 Jahren wiedergutgemacht werden.

Die Kommission prüft Klagen gegen europäische Versicherungen, die nach dem Zweiten Weltkrieg Policen von Holocaust-Opfern unter teils fadenscheinigen Gründen nicht an die Berechtigten ausbezahlt haben. Neben dem Jüdischen Weltkongress gehören ihr die Versicherer Zürich, Winterthur, Allianz, Generali, Axa und neuerdings der niederländische Versicherungsverband an.

Druck auf Versicherer

Sie startete Anfang Jahr eine Informationskampagne und veröffentlichte 19 000 Policen auf ihrer Homepage. Behindert wird die Veröffentlichung durch die Weigerung einzelner europäischer Versicherer wie der Münchner Rück, Policen zu publizieren.

Der Beauftragte der US-Regierung für die Entschädigung von Holocaust-Opfern, Staatssekretär Stuart Eizenstat, appellierte an den Deutschen Versicherungsverband, bald möglichst zu einer Vereinbarung mit der Kommission zu kommen, damit die Erledigung der Ansprüche voran gebracht werden könnten.
(la/sda)