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Frühere Rote-Khmer-Ministerin Ieng Thirith ist tot

Samstag, 22. August 2015 / 16:40 Uhr

Phnom Penh - Die frühere «First Lady» Kambodschas, Ieng Thirith, ist tot. Die ehemalige Sozialministerin der Roten Khmer starb im Alter von 83 Jahren.

Ieng Thirith (2011)

Ieng Thirith war wegen ihrer gesundheitlichen Probleme einem Prozess wegen Völkermordes und Verbrechen gegen die Menschlichkeit entgangen. Nach Angaben ihres Sohnes erlag sie am Samstag einem Herzstillstand. Als Sozialministerin soll Ieng Thirith den Einwohnern des Landes grundlegendste medizinische Versorgung verweigert haben.

Das Verfahren gegen Ieng Thirith war 2012 ausgesetzt worden. Die Angeklagte wurde als nicht verhandlungsfähig eingestuft und unter Auflagen aus der Haft entlassen. Die Schwägerin des einstigen Schreckensherrschers Pol Pot litt unter Demenz.

Ieng Thirith habe bis zu ihrem Tod unter juristischer Aufsicht gestanden, hiess es in der Mitteilung des von der UNO unterstützten Tribunals für die Verbrechen der Roten Khmer. Aufgrund von Herz- und Lungenproblemen war sie nach Angaben ihres Sohnes zuletzt ein Pflegefall. Seine Mutter werde am Montag beerdigt, sagte Ieng Vuth.

Eine der wenigen Frauen

Ieng Thirith, eine der wenigen Frauen in der Führungsriege der Roten Khmer, war die Witwe des früheren Aussenministers Ieng Sary. Dieser war 2013 im Alter von 87 Jahren gestorben, während er sich vor dem Sondertribunal wegen Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Völkermords verantworten musste.

Als Sozialministerin sei Ieng Thirith dafür verantwortlich gewesen, dass der Bevölkerung damals «selbst die grundlegendste Gesundheitsversorgung verweigert wurde», sagte Youk Chhang, Leiter eines Dokumentationszentrums über die Verbrechen der Roten Khmer.

Laut der Anklage war die Ministerin über die Massentötungen von angeblichen Staatsfeinden informiert, zudem war sie demnach an der Organisation von massenhaften Zwangsheiraten beteiligt. Ieng Thirith wies die gegen sie erhobenen Vorwürfe stets zurück. «

Durch den Tod Ieng Thiriths stirbt auch ein kleines Stück Gerechtigkeit», sagte Chum Mey, der das berüchtigte Foltergefängnis Tuol Sleng in Phnom Penh überlebte.

Zwei Millionen Menschen starben

Während der Herrschaft der maoistischen Roten Khmer von 1975 bis 1979 starben in Kambodscha rund zwei Millionen Menschen an Erschöpfung, Hunger, Krankheit, Folter und Hinrichtungen. Das war etwa ein Viertel der damaligen Bevölkerung.

Das Sondertribunal für Kambodscha wurde 2003 ins Leben gerufen. Der Hauptverantwortliche, «Bruder Nr. 1» Pol Pot, starb 1998. Acht Jahre nach ihm starb in der Haft auch sein gefürchteter Militärbefehlshaber Ta Mok.

Anfang Juli begannen die Berufungsverfahren gegen die zwei ranghöchsten noch lebenden früheren Anführer der Roten Khmer. Der 89 Jahre alte «Bruder Nummer Zwei» Nuon Chea und der 84-jährige ehemalige Staatschef Khieu Samphan waren im vergangenen Jahr unter anderem wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt worden.

(asu/sda)


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