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Fussball: Vaduz fest in englischer Hand

Samstag, 29. März 2003 / 21:58 Uhr

(Si) Ein Grossteil der nach Liechtenstein gereisten englischen Anhänger zeigte sich in Vaduz trotz Bier en masse von der angenehmen Seite. Kleine Ausschreitungen konnten dennoch nicht vermieden werden.

Das "Old Castle Inn Pub" an der Aeulestrasse, der Vaduzer Haupt-Verkehrsader, war bereits am späten Vormittag gefüllt mit Fans aus England. Die nach übereinstimmenden Schätzungen rund 3000 ohne Tickets angereisten Fans steigerten den Umsatz in den wenigen geöffneten Restaurants und Bars erheblich. Doch wer Mitglied des offiziellen Fanclubs der Nationalmannschaft ("England Fans") ist, hält sich im Bierkonsum zurück.

Der einer Identitätskarte ähnliche Ausweis der Members ist mit der Passnummer versehen; bei Missachtung der Regeln (Gewalt, Eintritt ins Stadion im alkoholisierten Zustand etc.) kann der Ausweis entzogen werden. Die Folge ist durch den englischen Fussballverband (FA) ausgesprochenes und von der Polizei strikte überwachtes Zutrittsverbot in andere Fussball-Arenen.

Nachdem es bereits im Vorfeld zu Verkäufen auf dem Schwarzmarkt kam, florierten die Preise für Tickets wenige Stunden vor dem Spiel. Bis zu 500 Pfund (rund 1200 Franken) wurden für ein Spiel dieser, zumindest für englische Fans, vergleichsweise unbedeutenden Wichtigkeit verlangt. John, per Zug und Bus aus Gloucester angereist, findet diese Summe überrissen: "Gegen Spanien oder Deutschland hätte ich einen solch horrenden Preis vielleicht bezahlt." John hat sein Billet für reguläre 75 Franken erstanden; er gehört dem FA-Fanclub an. Anderer Meinung ist ein stimmgewaltiger Supporter auf der Tribüne: "Es ist eine Herausforderungen, gerade für die Spiele in kleinen Ländern Tickets zu erhalten. Die Preise auf dem Schwarzmarkt sind okay."

Verhältnismässig friedlich

Im Gegensatz zu den 100 idiotisch veranlagten Hooligans, die in der Nacht auf Samstag im Zürcher Niederdorf wüteten, verhielt sich die englische Masse im "Ländle" verhältnismässig friedlich. Dazu trug auch das umfangreiche und länderübergreifende Sicherheitskonzept bei. In und ums Stadion waren keinerlei Ausschreitungen zu verzeichnen. Warteschlangen gab es einzig kurz nach 18 Uhr, als die letzten rund 100 englischen Anhänger aufs Mal Einlass gewährten, sowie vor den raren Verpflegungsständen. "Hier fand ich die wohl sauberste Toilette aller Zeiten in einem Fussball-Stadion vor", meinte einer eine halbe Stunde vor Spielbeginn.

Dann, offenbar kurz vor Anpfiff, krachte es doch noch. Allerdings im zuvor so friedlichen "Old Castle Inn Pub", in dem sich betrunkene und frustrierte Fans Rangeleien lieferten. In der Folge wurde das Vaduzer "Städtle" hermetisch abgeriegelt. Ein- und Ausgang waren nicht mehr möglich.

Live im TV

Das staatliche Fernsehen Liechtensteins (Landeskanal) gab am späten Freitagabend bekannt, dass die Partie live übertragen wird. Dies geschah deshalb so spät, um auf Empfehlung der englischen Polizei zu verhindern, dass weitere Fans ohne Tickets einreisen. In Ermangelung an qualifiziertem Personal übernahmen die Radio-Journalisten von Radio L diese Aufgabe. (rr/sda)


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