Gerichtsverfahren wegen Zerstörung von Kulturerbe beginnt Dienstag, 1. März 2016 / 12:31 Uhr
Den Haag - Der internationale Strafgerichtshof (ICC) hat erstmals ein Verfahren zur Zerstörung von UNESCO-Weltkulturerbe gestartet. Es geht um einen Fall in der Oasenstadt Timbuktu im westafrikanischen Mail.
 Die Wüstenstadt Timbuktu war jahrhundertelang ein wichtiges Kulturzentrum des Islams.
In Timbuktu soll der mutmassliche Islamist Ahmad Al Faqi al Mahdi als Führer der Rebellengruppe Ansar Dine im Sommer 2012 zehn Heiligengräber und eine Moschee zerstört haben, sagte Chefanklägerin Fatou Bensouda am Dienstag vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag.
Die Zerstörung der mittelalterlichen Bauwerke hatte weltweit grosses Entsetzen ausgelöst. Die radikalen Islamisten betrachten die Verehrung von Heiligen als Götzendienst.
«Hier geht es nicht nur um Mauern und Steine», betonte die Chefanklägerin. «Es geht um einen eiskalten Anschlag auf die Würde und Identität der Bevölkerung und ihrer religiösen und historischen Wurzeln.»
Zunächst Beweise prüfen
Die Richter müssen zunächst in einem Vorverfahren feststellen, ob die Beweise ausreichen, um einen Prozess zu eröffnen. Der auch als Abu Tourab bekannte Angeklagte soll die Zerstörung geplant, vorbereitet und ausgeführt haben.
Der etwa 40-Jährige war im vergangenen Jahr in Niger festgenommen und dem Gericht übergeben worden. Er ist der erste mutmassliche Dschihadist, der sich womöglich vor dem Gerichtshof verantworten muss.
Die Wüstenstadt Timbuktu war jahrhundertelang ein wichtiges Kulturzentrum des Islams und erlebte seine Blütezeit im 15. und 16. Jahrhundert. Die UNO-Kulturorganisation UNESCO, die Timbuktu zum Weltkulturerbe zählt, begann 2014 mit der Rekonstruktion der zerstörten Stätten.
Das westafrikanische Mali war durch einen Militärputsch im März 2012 ins Chaos gestürzt. Islamisten und Tuareg-Rebellen nutzten das dadurch entstandene Machtvakuum, um den Norden des Landes unter ihre Kontrolle zu bringen. Die Islamisten setzten sich durch und herrschten mit harter Hand, bis sie im Januar 2013 durch eine französische Militärintervention aus den wichtigsten Städten vertrieben wurden.
(cam/sda)
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