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Google Latitude: Features, Möglichkeiten, Risiken

Dienstag, 14. September 2010 / 09:39 Uhr

Anfang 2009 hat Google die Ortungs-Plattform Latitude vorgestellt. Doch bis heute fristet Google Latitude weitgehend ein Schatten-Dasein auf der Plattform des Suchmaschinenanbieters.

Die Position von Bekannten lässt sich im Netz auf einer Karte darstellen.

Dabei bietet der Dienst interessante Möglichkeiten - ohne dass der Nutzer stets öffentlich machen muss, wo er aktuell ist. Dennoch sollten Nutzer den Dienst mit Bedacht nutzen, sonst ist es für den Einzelnen nicht weit bis zum gläsernen Menschen. Wir zeigen Ihnen, welche Möglichkeiten Google Latitude bietet und wo der Nutzer vorsichtig sein muss.

Die Basis: Google Latitude ortet den Nutzer

Google Latitude muss vom Nutzer explizit freigeschaltet werden. Dieses erfolgt über die Google-Maps-Software auf dem Handy und über die Webseite von Google Latitude. Voraussetzung zur Nutzung ist somit in jedem Fall ein Google-Konto sowie ein entsprechendes Handy, auf dem Google Maps läuft. Das sind aktuell alle Android-Geräte sowie einige Handys mit Windows Mobile, BlackBerry und Symbian. In der Folge wird der Nutzer dann über die Mobilfunkzellen geortet. Das kann in Innenstädten durchaus sehr genau sein. Zudem werden WLAN-Netze und GPS zur Ortung genutzt. Vorausgesetzt natürlich, die verwendeten Telefone haben GPS und WLAN an Bord.

Die Positionsbestimmung erfolgt dabei nicht ständig, sondern nur in unterschiedlich langen Intervallen. Die Häufigkeit der Positionsbestimmung hängt laut Google von der Fortbewegungsgeschwindigkeit und dem verwendeten Geoprovider (also GPS, Sendemast oder WLAN) ab. Allerdings: Nach Erfahrungen der teltarif-Redaktion kann die Positionsbestimmung ohne weitere Bewegungen mal in 5-Minuten- und mal in Stunden-Schritten erfolgen, und das unabhängig davon, wie schnell sich der Nutzer bewegt.

Die Genauigkeit der Positionsbestimmung ist dabei erstaunlich gut. Über WLAN-Netze - egal ob das Smartphone das Netz nutzen darf oder nicht - stimmt die Angabe oft auf die Hausnummer genau. Bei der Ortung per Handy kann diese sehr genau sein und nur wenige Meter vom tatsächlichen Standort abweichen oder aber auch sehr ungenau sein. Abhängig ist dies von der Dichte der Sendemasten. So kann es auf dem Land zu Abweichungen von mehreren hundert Metern bis hin zum Kilometerbereich kommen, in Grossstädten sind Differenzen von mehreren hundert Metern eher die Ausnahme. Am genauesten wäre eine GPS-Ortung. Diese allerdings würde den Akku der meisten Geräte nur unnötig leeren.

Fehlerfrei funktioniert Latitude nicht. So wurde beispielsweise ein auf der IFA in Berlin befindliches Handy mehrfach auf dem Messegelände in Hannover geortet. Grund dafür ist vermutlich, dass entweder mobile Mobilfunksendemasten oder WLAN-Router von der CeBIT auch auf der IFA verwendet und von Google dem Messegelände in Hannover zugeordnet wurden. Aber auch jenseits des Messegeländes kommt es hin und wieder zu falschen Ortungen. Möglichweise sind hier auch WLAN-Router von Privatleuten schuld, die nach einem Umzug nun einen neuen Standort haben, von den Google-Street-View-Autos aber ursprünglich am ehemaligen Standort geortet wurden.

Der Sinn der Datensammlung

Die Idee hinter Latitude: Wenn mehrere Freunde Latitude nutzen, so soll Latitude die jeweiligen Nutzer informieren, wenn sie sich beide an einem Ort aufhalten, den sie normalerweise nicht besuchen (Standort-Alerts). Dabei kann der Nutzer selbst freigeben, ob er das überhaupt möchte oder lieber nicht. Auch kann der Latitude-Nutzer seinen eigenen Standort öffentlich machen. Das funktioniert beispielsweise über eine Einbettung in seine Homepage, wie es beispielsweise der Blogger Sascha Lobo auf seiner Webseite macht. Auf anderen Android-Handys kann in den Kontaktdaten dann der letzte Standort des Nutzers angezeigt werden.

Wie Sie mit Latitude bei Grossveranstaltungen Freunde leichter finden und warum es Bewegungsprofile auch ohne Latitude geben kann, lesen Sie auf der nächsten Seite.

Latitude ermöglicht Bekannten, sich leichter zu finden

Ob man möchte, dass andere jederzeit sehen, wo man sich befindet, ist indes eine andere Frage. Denn de facto wird man Freunden gegenüber damit zum gläsernen Menschen. Und wer die Daten auf seiner Homepage einbindet, der gibt sogar der gesamten Öffentlichkeit und nicht nur seinen Freunden den aktuellen Standort preis. Es muss aber nicht komplett gläsern sein: In den Einstellungen ist es auch möglich, dass nur die Stadt, in der man sich aufhält, freigegeben wird oder aber der Standort manuell festgelegt wird.

Sinnvoll ist eine temporäre Ortung aber beispielsweise, wenn sich zwei Latitude-Nutzer bei einer Grossveranstaltung finden möchten. So würde das lästige und teilweise wenig zielführende Beschreiben, wo man sich selbst gerade befindet, entfallen. Dank GPS-Ortung sieht der andere auf der Karte exakt, wo er seinen Kontakt findet. Hierfür ist es möglich, dass die Freigabe für den Anderen nur tempörar erfolgt.

Eine Darstellung des eigenen Standorts auf einer Internetkarte kann ebenfalls sinnvoll sein. Hier wäre ein mögliches Szenario, dass sich der Latitude-Nutzer beispielsweise alleine auf einer Wanderung befindet, aber die Sicherheit haben möchte, dass jemand anderes stets weiss, wo er sich befindet. So gibt es im Notfall die Möglichkeit, den Wanderer zumindest grob zu orten. Eine solche Internet-Darstellung kann auch auf einer nur ausgewählten Personen bekannten Internetseite geschehen oder mit einem Passwort geschützt werden.

Eigenes Tracking

Interessant ist bei Google Latitude auch die Möglichkeit, dass ausser dem Latitude-Nutzer selbst niemand die gesammelten Daten einsehen kann. Der Nutzer selbst hingegen kann jederzeit auf der Seite anschauen, wann er sich wo befunden hat. Dabei erstellt Google die verschiedensten Statistiken. So wird nach einiger Zeit für den Nutzer ersichtlich, wieviele Stunden pro Woche er sich beispielsweise auf der Arbeit, zu Hause oder unterwegs befindet. Diese Daten erhebt Google automatisch anhand des Bewegungsprofils.

Ferner werden Reisen und Flüge erkannt und als solche dargestellt, Besuche von bestimmten Orten und deren übliche Besuchstage werden ausgewertet und alle erfassten Orte werden auf einer Karte dargestellt. So kann der Latitude-Nutzer sehen, wann er sich wo befunden hat. Mehr als ein Gimmick ist diese Anzeige freilich nicht. Allerdings kann es ganz interessant sein, das eigene Bewegungsprofil zu sehen.

Fazit: Datensammlung mit Gimmick-Effekt

Klar ist: Wer Latitude an seinem Handy dauerhaft eingeschaltet hat, legt sein Bewegungsprofil in die Hände von Google. Der Konzern verspricht jedoch immer wieder gebetsmühlenartig, dass die Daten nicht weitergegeben werden. Doch das Latitude-Bewegungsprofil ist nicht das einzige, das ein Nutzer hat. Jeder Mobilfunkanbieter ist in der Lage, ein solches von seinen Kunden zu erstellen. Und hier hat der Kunde keine Chance, dieses zu deaktivieren oder für eigene Zwecke zu nutzen.

Insofern ist Google Latitude zwar eine Horrorvorstellung für alle, die sensibel sind, was die eigenen Daten angeht, aber gleichzeitig ein nützliches Tool, das in bestimmten Momenten durchaus sinnvoll ist. Und: Eine Anmeldung zu Latitude ist nicht endgültig. Wer keine Lust mehr auf freigegebene Freunde hat oder sich ganz von Latitude abmelden will, kann das jederzeit tun. Auch die gesammelten Standortdaten werden nach Angaben von Google binnen 24 Stunden unwiederbringlich gelöscht.

(Thorsten Neuhetzki/teltarif.ch)


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