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Grosses Theater auf kleiner Bühne: «Abendstunde im Spätherbst»

Montag, 11. Januar 2010 / 09:45 Uhr

Das Jahr 2010 ist das 20. Todesjahr von Friedrich Dürrenmatt. Die Schauspieler Werner Biermeier und Domenico Pecoraio erweisen dem grossen Schweizer Dramatiker mit «Abendstunde im Spätherbst», 1956 ursprünglich als Hörspiel geschrieben, mit einer Bühnenversion für zwei Personen ihre Referenz.

Eine utopische Kriminalkomödie von Friedrich Dürrenmatt, mit Werner Biermeier und Domenico Pecoraio.

Biermeier ist Korbes, der Schriftsteller, versoffen und exzentrisch. Pecoraio ist Hofer, der Schnüffelbruder, der in die Welt des schreibenden Ungetüms eindringt. Der Buchhalter hat die Kriminalfälle des gefeierten Autors nachrecherchiert.

Korbes, so ergibt Hofers akribisches Forschen, hat seinen Roman-Opfern auch im richtigen Leben eiskalt den Garaus gemacht. Korbes, stinkreich, will alles. Und Korbes ist zu allem bereit: «Mich fasziniert der Mensch als Ganzes; dazu gehört auch, dass er zum Morden fähig ist.» Man ahnt bald – das nimmt kein gutes Ende für den Hobbydedektiven.

Biermeier ist der Kraftmeier. Barbäuchiger Berserker, donnert und zischt er sein Über-Ego dem Unterhund um die Ohren. Pecoraio ist der Paria, stinkstiefeliger, unterwürfiger Aussenseiter in der dekadenten Welt, die ihm von Geburts wegen verwehrt ist.

Man möchte ihnen im richtigen Leben nicht begegnen, dem unberechenbaren Sauf-Literaten und dem staubigen Erbsenzähler. Die Begegnung auf der Bühne jedoch fesselt und fasziniert. Werner Biermeier und Domenico Pecoraio spielen grossartig – grosses Theater auf kleiner Bühne.(Mario Poletti/art-tv)


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