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Herzinfarkt durch Luftverschmutzung und Kokain

Donnerstag, 24. Februar 2011 / 13:09 Uhr

Basel - Ein beträchtlicher Teil aller Herzinfarkte wird durch verschmutzte Luft ausgelöst. Zu diesen Schluss kommt eine Studie mit Basler Beteiligung. Luftverschmutzung und Verkehr sind als Auslöser ebenso wichtig wie Alkohol oder körperliche Überanstrengung.

Herz-Operation.

Die Forscher am Schweizerischen Tropen- und Public-Health-Institut, das der Universität Basel angeschlossen ist, verglichen gemeinsam mit Kollegen aus Belgien verschiedene bekannte Auslöser von Herzinfarkten. Sie werteten dazu Daten von 36 verschiedenen Studien aus, wie sie im Fachmagazin «Lancet» berichten.

Auslösefaktoren sind quasi der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Sie führen dazu, dass sich von Blutgefässen Verkalkungen lösen, die sich dort über Jahre angesammelt haben. Der gelöste Belag legt darauf die Blutversorgung des Herzens lahm, wie die Uni Basel am Donnerstag mitteilte.

Kaffee, Kiffen, Sex

Zu den bekannten Auslösern zählen neben Alkohol und starken körperlichen Anstrengungen auch Ärger, üppige Mahlzeiten, Kaffee-, Marihuana- und Kokainkonsum, Atemwegsinfektionen, zu starke - negative und positive - Emotionen und auch Sex. Für eine einzelne Person am gefährlichsten ist dabei Kokain, wie die Forscher schreiben.

Wer Kokain konsumiert, erhöht sein Herzinfarktrisiko um das 23-Fache. Alkohol steigert die Gefahr um das 3-Fache, Kaffee um das 1,5-Fache. Dagegen nimmt sich das individuelle Risiko durch die Luftverschmutzung bescheiden aus: Es steigt bei einer Erhöhung der Verschmutzung um 30 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft nur um 5 Prozent.

Allerdings konsumieren viel weniger Menschen Kokain als dem Verkehr und dreckiger Luft ausgesetzt sind. Auf die gesamte Bevölkerung hochgerechnet, ist Luftverschmutzung darum gefährlicher als die Droge. Das heisst: Gäbe es keine verschmutzte Luft mehr, würden mehr Herzinfarkte verhindert als durch eine Verbannung von Kokain.

Infarkte vermeiden

Die meisten Infarkte liessen sich laut der Studie abwenden, wenn niemand mehr Auto, Bahn, Bus oder Töff fahren würde (7,4 Prozent). Dahinter folgen körperliche Überanstrengung (6,2 Prozent), Alkohol und Kaffee (je 5 Prozent) und Luftverschmutzung (4,8 Prozent). Beim Kokain könnten insgesamt nur 0,9 Prozent der Infakte verhindert werden.

Gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters sagte der nicht an der Studie beteiligte Herzspezialist Tim Chico von der Universität Sheffield (GB), um Infarkte zu vermeiden sollte man vor allem nicht rauchen, Sport treiben, gesund Essen und das Idealgewicht halten.

 

(fkl/sda)


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