Hitlers Wahnsinn: Sein Arzt sah es schon 1937 voraus Freitag, 27. April 2001 / 21:52 Uhr aktualisiert: 22:24 Uhr
Washington - Ferdinand Sauerbruch, Adolf Hitlers persönlicher Arzt sah den
Nazi-Führer schon 1937 an der Grenze zum Wahnsinn. Gemäss bisher
geheimen CIA-Akten sagte der Arzt voraus, dass Hitler «der
verrückteste Kriminelle» werden könnte, «den die Welt jemals
gesehen hat».
Die Akten des US-Geheimdienstes CIA wurden am Freitag in
Washington veröffentlicht. In den Unterlagen ist eine Unterredung
zwischen einem Vertreter des U.S. Office of Strategic Services
(OSS), dem Vorgänger der CIA, und einem Informanten namens Hans Bie
festgehalten.
Grenzfall Hitler
Bie, ein Vertreter des Pharma-Unternehmens Schering, schilderte
bei dem Treffen am 7. Dezember 1944 ein Gespräch, das er im Januar
1937 mit Hitlers Arzt Professor Ferdinand Sauerbruch führte.
Darin habe ihm Sauerbruch gesagt, dass er nach jahrelanger
genauer Beobachtung zum Schluss gekommen sei, dass der Nazi-Führer
«ein Grenzfall zwischen Genie und Wahnsinn ist».
Sauerbruch führte den Angaben zufolge weiter aus, dass die
Entscheidung darüber, ob Hitlers Geist in Richtung Wahnsinn
ausschlage, in der nahen Zukunft fallen werde. Sollte das wahr
werden, würde Hitler der verrückteste Kriminelle werden, den die
Welt jemals gesehen habe.
«Deutschland war verdammt»
Bie traf den CIA-Akten zufolge Sauerbruch drei Monate nach
diesem Gespräch wieder. Bei dieser Gelegenheit habe ihm der Arzt
dann gesagt, er glaube, dass das Pendel in der Tat in Richtung
Wahnsinn ausgeschlagen sei.
Zu diesem Zeitpunkt hatte Hitler alle moderateren Kräfte in
seiner Umgebung entlassen und sich ganz Heinrich Himmler und Joseph
Goebbels zugewandt. «Deutschland war verdammt», zitiert der OSS-
Report Sauerbruch wörtlich.
Die Hitler-Unterlagen gehören zu 20 CIA-Akten über verschiedene
Personen, die entsprechend einer US-Verfügung aus dem Jahr 1998 zur
Enthüllung von Informationen im Zusammenhang mit Nazi-Verbrechen
frei gegeben wurden.
(ba/sda)
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