HINTERGRUND
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Hitzfeld wünscht sich mehr Selbstbewusstein

Sonntag, 7. September 2008 / 15:02 Uhr
aktualisiert: 15:19 Uhr

Tel Aviv - Am Tag nach dem ersten Wettbewerbsspiel mit der Schweiz nahm Ottmar Hitzfeld eine Lagebeurteilung vor. Das 2:2 in Tel Aviv stellte ihn nicht zufrieden. Die fahrlässige Art und Weise, wie den Spielern der 2:0-Vorteil entglitten war, sei ärgerlich. Der Deutsche nannte die defensiven Probleme beim Namen.

Hitzfeld habe von der Mannschaft mehr erwartet.

Wie schätzen Sie das 2:2-Remis ein? Ihre Equipe verspielte eine 2:0-Führung. Welche Gefühle überwiegen?

Ottmar Hitzfeld: «Natürlich ist die Enttäuschung bei den Spielern gross, nicht drei Punkte gewonnen zu haben. Die waren ja naheliegend. Aber wir schafften es nicht, das Spiel bis am Ende zu kontrollieren. In der zweiten Halbzeit hatten wir eine gute Phase, als der erste Ansturm von Israel vorbei war. Das 1:2 gab dem Gegner eine zweite Luft, und auch das Publikum erwachte wieder.»

Wo orten Sie das Hauptproblem? Weshalb liess sich das Team vom scheinbar sicheren Kurs so spät noch abdrängen?

Hitzfeld: «Das Team hat bis zur letzten Sekunde gefightet und musste wegen der ungewöhnlich hohen Luftfeuchtigkeit an die körperlichen Grenzen gehen. Das soll aber keine Entschuldigung sein. Wir machten Fehler im Defensivverhalten, rückten nicht auf einer Linie nach vorne. Zwei, drei Spieler machten Stellungsfehler. Es ist sehr ärgerlich, dass es ein ganz einfacher Fehler war, der gravierende Auswirkungen hatte. Trotzdem müssen wir nichts dramatisieren. Ein Unentschieden beim heimstarken Israel ist an sich ein wichtiger Punkt.»

Die Schweizer gerieten zuletzt an der EM auf ähnliche Weise in Schwierigkeiten. Gegen Tschechien (0:1) konnte das Team nach einem späten Gegentor nicht reagieren, gegen die Türken entglitt der Mannschaft die Kontrolle nach einer Führung ebenfalls spät.

Hitzfeld: «Das ist so, ja. Es fehlt vielleicht etwas das mentale Selbstbewusstsein. Die Spieler müssen abgezockter auftreten. Sie müssen sich untereinander mehr anspornen. Mehr Selbstbewusstsein ist wichtig. Und wir müssen mit einer besseren Ordnung auftreten.»

Wird der in der Schlussphase unbefriedigende Auftritt die Startaufstellung für das nächste Spiel gegen Luxemburg beeinflussen? Sind Wechsel zu erwarten?

Hitzfeld: «Es ist wohl noch etwas zu früh, da bereits etwas zu sagen. Es gibt aber sicher Gedanken, den einen oder anderen auszutauschen. Das belebt den Konkurrenzkampf. Wir haben ja ausgeruhte Spieler auf der Bank.»

Tranquillo Barnetta trat kaum in Erscheinung.

Hitzfeld: «Er sucht derzeit nach seiner Bestform. Vor der EM war er verletzt. In der Bundesliga spielte er bis zur starken Leistung gegen Leverkusen auch nicht gut. In drei Wochen erwarte ich ihn in einer besseren Verfassung.»

Benayoun entfachte auf linken Schweizer Abwehrseite extreme Unruhe. Ludovic Magnin stand von Anfang an erheblich unter Druck und stiess an die Grenzen.

Hitzfeld: «Wir haben auf beiden Seiten Tore bekommen. Ludovic Magnin hatte die schwerste Aufgabe von allen. Benayoun spielte auf seiner Seite. Er ist ein Klassespieler, der immer zwei, drei Gegenspieler beschäftigt. Man muss eben auch den Gegenspieler sehen. Magnin braucht auch die Mithilfe der Spieler vor ihm. Ich würde auch nicht gerne ein 1:1 gegen Benayoun spielen müssen.»

(Sven Schoch/Si)


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