Indonesische Kriegsschiffe vor Ost-Timor eingelaufen Samstag, 18. Mai 2002 / 12:47 Uhr aktualisiert: 13:15 Uhr
Dili - Einen Tag vor der Unabhängigkeitserklärung Ost-Timors haben
sechs indonesische Kriegsschiffe vor der Küste der Inselhälfte
vorübergehend ernste diplomatische Spannungen ausgelöst.
Ost-Timors designierter Aussenminister Jose Ramos-Horta hatte sich
zunächst «erstaunt» und «verstört» über die Militärpräsenz gezeigt.
Nach Verhandlungen sei es aber zwei der Schiffe gestattet worden,
in der Nähe der Küste zu bleiben. «Sie sind nicht in feindlicher
Absicht hier,» sagte Ramos-Horta am Samstag in der Hauptstadt Dili.
Die indonesische Kriegsmarine hatte am Freitag ohne Genehmigung die
Schiffe in ost-timoresische Gewässer einfahren lassen. Vier von
ihnen hätten sich inzwischen wieder in internationales Seegebiet
zurückgezogen, sagte Ramos-Horta.
Ein indonesischer Militärsprecher hatte die Entsendung der Schiffe
zuvor als Sicherheitsmassnahme für Präsidentin Megawati
Sukarnoputri bezeichnet, die am Sonntag an den
Unabhängigkeitsfeiern in Ost-Timor teilnehmen will.
Ost-Timor wird in der Nacht zum Montag nach mehr als 400 Jahren
portugiesischer Kolonialherrschaft und 24 Jahren indonesischer
Besatzung ein eigener Staat. Die Bevölkerung der Inselhälfte hatte
sich Ende August 1999 in einem Referendum mit übergrosser Mehrheit
für die Loslösung von Jakarta ausgesprochen.
Pro-indonesische Milizen überzogen daraufhin Ost-Timor mit einer
Orgie der Gewalt, bei der nach Schätzungen etwa 1000 Menschen
starben. Seit Oktober 1999 steht die Inselhälfte unter Verwaltung
der UNO.
(bb/sda)
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