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Irak-Folter: Zwei Top-Kommandanten vorgeladen

Montag, 21. Juni 2004 / 16:07 Uhr
aktualisiert: 16:53 Uhr

Bagdad - Zwei Top-Kommandanten der US-Streitkräfte im Nahen Osten sollen im Verfahren gegen drei mutmassliche Folterer im Dienst der US-Militärpolizei als Zeugen gehört werden. Dabei handelt es sich um die Generäle John Abizaid und Ricardo Sanchez.

General Ricardo Sanchez wird vorgeladen.

Die Entscheidung traf der US-Militärrichter Oberst James Pohl in Bagdad. Abizaid ist der Befehlshaber aller US-Streitkräfte zwischen Ostafrika und Afghanistan, wo sich laut Internationalem Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) geheime US-Gefängnisse befinden und es zur Misshandlung von Gefangenen gekommen sein soll.

Der Kommandant der US-Truppen in Irak, General Sanchez, wird im Verfahren gegen drei mutmassliche Folterer im Dienst der US-Militärpolizei als Zeuge gehört.

Bush muss nicht aussagen

Der Verteidiger eines der Angeklagten hatte bei der Vorverhandlung einen entsprechenden Antrag gestellt. Einen weiteren Antrag des Verteidigers, auch US-Präsident George W. Bush und Verteidigungsminister Donald Rumsfeld als Zeugen zu laden, lehnte der Richter ab.

Die Vorverhandlung gegen die drei US-Militärpolizisten hatte am Morgen unter strengen Sicherheitsvorkehrungen im Bagdader Konferenzzentrum begonnen. Den drei Männern wird Beteiligung an Misshandlungen und sexuellen Demütigungen von irakischen Gefangenen im Gefängnis Abu Ghraib bei Bagdad Ende letzten Jahres vorgeworfen.

Sturm der Entrüstung ausgelöst

Sie müssen sich im Vorverfahren, dessen Dauer noch nicht absehbar ist, schuldig oder nicht schuldig bekennen. Im Anschluss daran soll die Hauptverhandlung beginnen.

Die im April bekannt gewordenen Folterungen - unter anderem wurden nackte Gefangene zu menschlichen Pyramiden aufgeschichtet, Hunde auf sie gehetzt und sie zu sexuellen Handlungen genötigt - hatten einen weltweiten Sturm der Entrüstung ausgelöst. Ausserdem ruinierten sie das Ansehen der US-Besatzungstruppen in Irak.

Südkorea zieht Truppen nicht ab

Derweil hat die südkoreanische Regierung die Forderung der Entführer eines 33-jährigen Südkoreaners abgelehnt, ihre Truppen aus Irak abzuziehen. Die mutmasslichen El-Kaida-Terroristen hatten bei einer Weigerung mit der Enthauptung des Mannes gedroht.

In einem Video, das der arabische Nachrichtensender El Dschasira ausstrahlte, verlangte die Gruppe El Tawhid wa El Dschihad von Südkorea den Abzug aller Soldaten aus Irak innert 24 Stunden.

(fest/sda)