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Israel übt Vergeltung - Arafat ruft zu Terrorstopp auf

Donnerstag, 20. Juni 2002 / 07:39 Uhr

Jerusalem - Die israelische Armee hat ihre Operationen auf der Suche nach Terroristen fortgesetzt. Armeeeinheiten rückten in zahlreiche Städte im Gazastreifen und im Westjordanland ein. Palästinenserpräsident Jassir Arafat rief zum sofortigen Stopp des Bombenterrors gegen israelische Zivilisten auf.

Schauplatz des jüngsten Bombenattentates in Jerusalem am Mittwochabend.

Während Kampfhelikopter in der Nacht zu Donnerstag im Gazastreifen Angriffe flogen, rückten Armee-Einheiten in Kalkilija, Ramallah und Bethlehem im Westjordanland ein. Mindestens ein Palästinenser wurde dabei getötet, sechs weitere verletzt.
Nach Angaben von Sicherheitskräften schossen Kampfhelikopter zwei Raketen auf die Stadt Gaza. Eine Rakete habe eine Metallwerkstatt zerstört, die andere sei nahe des Meeres gelandet und nicht explodiert. Im Flüchtlingslager Dschabalija im Gazastreifen traf eine Rakete demnach ebenfalls eine Metallwerkstatt.
Auch Chan Junes im südlichen Gazatreifen wurde mit Raketen beschossen, eine davon zerstörte nach Angaben palästinensischer Sicherheitskräfte eine weitere Metallwerkstatt. Ein israelischer Militärsprecher sprach von gezielten Angriffen auf Waffenfabriken.

Einmarsch in Ramallah

Israelische Infanterie-Einheiten drangen am frühen Morgen mit Unterstützung von gepanzerten Fahrzeugen nach Ramallah vor, wie Augenzeugen berichteten. Etwa 20 Truppentransporter und Kampfpanzer rollten demnach in den Vorort Beitunia in der Nähe von Arafats Amtssitz ein und bezogen in einem verlassenen Gebäude Stellung.
Auch in Bethlehem rückten Soldaten mit mehr als 60 Fahrzeugen ein und errichteten nahe der Geburtskirche im Stadtzentrum Positionen, meldeten Augenzeugen. Dabei seien auch Kampfhelikopter im Einsatz gewesen.
Beim Einmarsch der israelischen Armee in die autonome Stadt Kalkilija im Westjordanland erschossen Soldaten nach Angaben eines Militärsprechers einen bewaffneten Palästinenser. Fünf israelische Soldaten wurden demnach bei einem Schusswechsel verletzt, als die Soldaten zwei bewaffnete Palästinenser verfolgten.
Der Zusammenstoss ereignete sich den Angaben zufolge vor einem Gebäude der palästinensischen Sicherheitskräfte, das von der israelischen Armee umstellt ist. In einer jüdischen Siedlung nahe Hebron verhinderten Soldaten eine Attacke auf eine Schule, indem sie den palästinensischen Angreifer erschossen, wie das Radio berichtete.

Arafat verurteilt Anschläge

In einer am Abend in Gaza veröffentlichten Erklärung bekräftigte Arafat erneut die "vollständige Verurteilung" der Attentate. Diese hätten nichts mit dem "legitimen Recht auf Widerstand gegen die Besatzung" zu tun und böten Israel einen Vorwand zur "Eskalation der Gewalt". Die Autonomiebehörde habe "im nationalen Interesse" bereits Massnahmen gegen Terrorattacken eingeleitet, erklärte Arafat weiter. Der palästinensische Minister Sajeb Erakat verurteilte derweil die israelischen Militäraktionen aufs Schärfste und forderte die internationale Gemeinschaft auf, einzuschreiten. Derartige Aktionen würden die Gewaltspirale nur weiter treiben.

Beim zweiten Selbstmordanschlag innerhalb von zwei Tagen hatte ein Attentäter am Mittwochabend in Jerusalem mindestens sechs Menschen mit in den Tod gerissen. Bereits am Dienstag waren bei einem Selbstmordanschlag in Jerusalem mindestens 20 Menschen getötet und Dutzende zum Teil lebensgefährlich verletzt worden.
(ba/sda)