ANDREAS KYRIACOU
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Italien verhüllt Statuen, um diesen den Anblick von Hassan Rohani zu ersparen

Donnerstag, 28. Januar 2016 / 14:38 Uhr
aktualisiert: 18:43 Uhr

Das Römer Kapitolmuseum verhüllte im Vorfeld des Besuchs des Iranischen Präsidenten zahlreiche Statuen. Ziel dieser ungewöhnlichen Aktion war, die Würde der Statuen zu wahren. Der Anblick Rohanis und seiner Entourage wäre für sie wohl unerträglich gewesen.

Wieder enthüllte Aphrodite: Erleichtert, Rohani nicht gesehen zu haben.

Der Verhüllungsaktion gingen wochenlange heftige Diskussionen zwischen dem Wirtschaftsministerium und der Museumsleitung voraus. Sollte man dem Iranischen Präsidenten, Hassan Rohani, wirklich diese künstlerischen Juwelen des Abendlandes vorenthalten? Italien wollte schliesslich als stolzer Gastgeber auftreten und nicht vorschnell aufgrund von vermeldeten Empfindlichkeiten die eigene Geschichte verleugnen. Zudem hatte Rohani, der bei seinem Besuch von leitenden Einkäufern seines Landes begleitet wurde, ja deutlich gemacht, dass er an westlichen Errungenschaften ausserordentlich interessiert war. Und man wollte natürlich auch im Interesse der eigenen Industrie sicher stellen, dass sich die orientalischen Gäste wohl fühlen würden.

Doch schliesslich setzte sich die Leitung der Musei Capitolini durch. Ein ranghoher Mitarbeiter, der anonym bleiben wollte, erklärte den Entscheid, mehrere berühmte Statuen zu verhüllen: «Es handelt sich hier um ausserordentlich sensible Figuren. Da ist zum Beispiel der Genio, dem Übeltäter den rechten Unterarm abgeschlagen hatten und Aphrodite, der gar beide Arme fehlen. Oder Faun, dem sogar die Genitalien verstümmelt worden waren. Was den beiden spielenden Mädchen alles widerfahren ist, will ich hier gar nicht ausführen. Viele der Gestalten, die bei uns ein Zuhause und ihren Frieden fanden, haben in der Vergangenheit ungeheuer viel Gewalt erlebt. Es wäre für sie unerträglich gewesen, einen Führer eines Regimes anblicken zu müssen, in dem tagtäglich ungeheure Körperstrafen vollzogen werden. Wirtschaftliche Interessen hin oder her: die Würde der Statuen ging vor. Das waren wir ihnen einfach schuldig.»

So muss es gelaufen sein, oder? Oder?(Andreas Kyriacou/news.ch)


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