BÜHNE
Anzeige
Ja zu Krediten - Zürcher Schauspielhaus atmet auf

Sonntag, 2. Juni 2002 / 16:49 Uhr

Zürich - Das Zürcher Schauspielhaus gewinnt seine finanzielle Handlungsfähigkeit zurück: Die Stimmberechtigten haben am Sonntag einer Subventionserhöhung und einem Beitrag an die Kostenüberschreitungen des Schiffbaus zugestimmt.

Die Erhöhung der jährlichen Subventionen um 3,88 auf neu 33,7 Millionen Franken wurde knapp mit 45 461 Ja zu 39 501 Nein gutgeheissen. Auf die 2,5-Millionen-Beteiligung der Stadt an den Kostenüberschreitungen des Kultur- und Werkzentrums Schiffbau entfielen 44'966 Ja zu 39 931 Nein. Die Stimmbeteiligung betrug 41,6 Prozent.

Dank den zusätzlichen Geldern kann das unter dem renommierten Intendanten Christoph Marthaler 2001 in finanzielle Schieflage geratene Schauspielhaus weiterarbeiten. Andernfalls hätte laut dem Kaufmännischen Direktor des Schauspielhauses, Andreas Spillmann, der Konkurs gedroht.

Aber auch nach der Abwendung des Überschuldungs- und akuten Liquiditätsproblems sind die Probleme des Schauspielhauses nicht ausgeräumt. Schon vor der Abstimmung wurde ein Sparprogramm geschnürt, das unter anderem die Verkürzung der Spielzeit 2002/2003 um einen Monat (Start im Oktober statt September) und den Verzicht auf einige Neuproduktionen vorsieht.

Schiffbau massiv teurer als geplant

Die finanziellen Probleme des unter Marthaler europäisch gefeierten Hauses begannen mit den Kostenüberschreitungen beim Bau der Schiffbauhalle. Diese kostete letztlich über 90 Millionen und damit 11 Millionen Franken mehr als geplant, was die finanziellen Reserven des Schauspielhauses völlig aufzehrte.

Das neue Kulturzentrum brachte ferner neben dem Haupthaus am Pfauen zwei zusätzliche Bühnen, die mit den bisherigen Subventionen nicht mehr ohne Defizite betreiben werden konnten. Zum Defizit von rund 3,5 Millionen Franken in der ersten Spielsaison unter Marthaler trugen aber auch Probleme mit dem Spielplan bei: Treue Anhänger des Schauspielhauses kündigten verärgert ihre Abos.

Schliesslich bereitete das seit 1. Februar 2001 geltende neue Arbeitsgesetz dem Zürcher Schauspielhaus zusätzlich Probleme. Vor allem bei der Technik erforderte die Regelung zusätzlich 28,4 Stellen. Die entsprechenden Gelder fehlen dem Haus seit über einem Jahr.

Von den grossen Parteien hatte nur die SVP die Vorlagen abgelehnt, die anderen sparten zwar nicht mit Kritik, sprachen sich jedoch für eine letzte Chance zugunsten Marthalers aus.
(bb/sda)