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Joachim Lux wird neuer Thalia-Intendant

Sonntag, 13. Mai 2007 / 15:26 Uhr

Hamburg - Im Rennen um einen der begehrtesten Chefsessel im deutschen Theater hat Joachim Lux obsiegt: Er wird Intendant am Hamburger Thalia Theater. Die Überraschung ist geglückt.

Das Thalia Theater wurde am 9. November 1843 durch Chérie Maurice gegründet.

Eigentlich dachten alle, ein regieführender Intendant würde die Nachfolge von Ulrich Khuon antreten.

Neben der Frankfurter Intendantin Elisabeth Schweeger waren auch die Regisseure Stefan Bachmann, ehemaliger Schauspieldirektor des Theater Basels, und Michael Thalheimer, künstlerischer Leiter am Deutschen Theater Berlin, im Rennen.

Aber die Wahl der Findungskommission fiel auf einen Theatermann, der lieber im Hintergrund die Strippen zieht.

Wie sein Vorgänger Ulrich Khuon, der das Thalia Theater zu einer der erfolgreichsten Bühnen in Deutschland machte, ist auch Joachim Lux Dramaturg und inszeniert sehr selten.

Mut und Erfahrung

«Ich freue mich, dass wir mit Joachim Lux einen Intendanten vorschlagen können, der mit grosser Erfahrung und grossem Mut, aber auch der nötigen Gelassenheit das Erbe Ulrich Khuons antreten möchte», sagte Hamburgs Kultursenatorin Karin von Welck.

Ein dramaturgisch geprägter Theatermacher passe «besonders gut zum Thalia». Vielleicht war der Kulturbehörde das Risiko eines regieführenden und experimentierfreudigen Intendanten aber auch zu gross - gilt die Selbstlosigkeit und Integrationskraft von Khuon doch als die Stärke des Thalias.

Intellektueller Stratege

Der gebürtige Münsteraner Lux, der in Münster und Tübingen Germanistik und Geschichte studierte, hat den Ruf eines intellektuellen Strategen. In jahrelanger Tätigkeit an verschiedenen Häusern baute er ein grosses Netzwerk an künstlerischen Verbindungen zu prägenden Regisseuren der aktuellen Theaterszene auf.

Am Wiener Burgtheater ist der 49-Jährige seit 1999 Dramaturg und seit 2006 Chefdramaturg. Hier sammelte er auch Erfahrungen mit einem hervorragenden Ensemble - das Burgtheater unterhält das grösste Ensemble im deutschsprachigen Raum.

Schweres Erbe

In Hamburg tritt Lux ein schweres Erbe an: Ulrich Khuon hat das Thalia Theater seit Beginn seiner Intendanz im Jahr 2000 mit Mut zum Risiko und einem sicheren Gespür für Talente zum ersten Haus am Platz gemacht - da fällt das Schauspielhaus, zunächst unter Tom Stromberg und seit zwei Jahren unter Friedrich Schirmer, weit zurück.

Er förderte Regietalente wie Armin Petras, Stephan Kimmig, Martin Kusej, Andreas Kriegenburg und Michael Thalheimer. Neben dem traditionellen Repertoire setzte der 55-Jährige vor allem mit zeitgenössischen Stücken junger Autoren Schwerpunkte.

Aber nicht nur künstlerisch setzte Khuon Massstäbe - im Jahr 2003 wurde das Thalia Theater von der Zeitschrift «Theater heute» zum «Theater des Jahres» gewählt. Mit 273'000 Besuchern hatte das Thalia Theater im vergangenen Jahr die meisten Zuschauer aller deutschen Bühnen.

(von Carola Grosse-Wilde/dpa)


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