RELIGION
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Kapuziner zufrieden mit Echo auf Stelleninserat

Freitag, 17. Dezember 2010 / 12:42 Uhr
aktualisiert: 13:13 Uhr

Bern - Auf das Stelleninserat der Deutschschweizer Kapuziner-Mönche haben sich rund zwanzig Personen gemeldet. Die Kriterien für das Leben im Orden erfüllen jedoch höchstens fünf Männer. «Immerhin», meint dazu der Vorsteher des Ordens, Willi Anderau.

Neu besteht auch die Möglichkeit, «Bruder auf Zeit» zu werden.

«Viele haben leider eine falsche Vorstellung von einem Leben im Orden gehabt», sagte Anderau auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA. So habe sich ein Gärtner gemeldet, der lediglich eine neue Stelle gesucht habe. Auch eine Frau sei unter den Interessierten gewesen.

Mit den drei bis fünf Männern, welche die Kriterien erfüllten, würden nun Gespräche geführt. Ein Ordenseintritt sei eine Lebensentscheidung und brauche Zeit, sagte Anderau. Den Männern stehe es auch offen zuerst lediglich «Bruder auf Zeit» zu werden und drei bis sechs Jahre in der Gemeinschaft der Mönche zu leben.

In den vergangenen zwanzig Jahren hat sich die Zahl der Kapuziner-Mönche, die traditionell eine brauen Kutte mit Kapuze tragen, auf 200 halbiert. Wichtige Niederlassungen mussten aufgegeben werden, so das Kloster in Stans. Das Durchschnittsalter liegt heute bei siebzig Jahren.

Anderau geht davon aus, dass sich die Anzahl der Schweizer Mönche auf «tiefen Niveau» einpendeln wird. Voraussetzung dafür sei aber, dass immer wieder neue Mönche hinzustossen würden. Es stelle sich deshalb die Frage, wie es nach der Idee mit dem Stelleninserat weitergehen soll.

In 160 Medien weltweit

Positiv überrascht ist der oberste Kapuziner der Deutschschweiz über das weltweite Medienecho, das die Stelleninserate ausgelöst haben. In rund 160 Medien sei darüber berichtet worden - zum Beispiel in der Zeitung «Washington Post» oder im britischen Fernsehen BBC. «Das war Gratiswerbung», freut sich Anderau.

Ein Sendung mit dem arabischen Fernsehsender Al Jazeera sei leider wegen Terminproblemen mit den Kameraleuten nicht zustande gekommen.

Das Interesse zeige, dass gehört werde, wer die Sprache von heute spreche, sagte Anderau weiter. Auch sei es einem Orden wohl nicht zugetraut worden, diese Sprache zu sprechen. Der Kontrast habe die Medien vermutlich interessiert.

Per Stelleninserat waren Anfang November katholisch getaufte und ledige Männer im Alter zwischen 22 und 35 Jahren gesucht worden. Für die «Lebenstelle» verlangt wurden Berufsausbildung, soziale Kompetenz und Sensibilität für Religion. In Aussicht stellten die Mönche «Freiheit von materiellen Gütern» und «Lebenssinn».

Die Kapuziner führen - nach den Idealen des heilige Franz von Assisi - ein Leben in Gehorsam und Armut. Der Orden engagiert sich für Arme und Kranke und ist auch in der Mission aktiv. Weltweit zählt die Gemeinschaft, die um 1525 entstand und zum Franziskaner-Orden gehört, knapp 12'000 Mitglieder.

(ht/sda)