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Kinder können Eltern in die Scheidung treiben

Dienstag, 26. Juli 2011 / 16:49 Uhr

Neuenburg - Kinder sind der Kitt in der Beziehung ihrer Eltern, heisst es oft. Doch sie können auch einen negativen Einfluss haben auf die Partnerschaft und gar zu Scheidungen führen. Zu diesem Schluss kommt eine Forscherin der Universität Neuenburg.

Die meisten Ehen werden vier Jahre nach der Hochzeit geschieden,

Heute gehe die Forschung davon aus, dass Kinder Scheidungen im besten Fall hinauszögerten, teilte die Universität Neuenburg am Dienstag mit. Verhindern würden Kinder das Auseinanderbrechen einer Beziehung nicht, konstatiert die Soziologin Fabienne Stettler in ihrer noch laufenden Dissertation.

Die Wissenschaftlerin stützt sich für ihre Studie auf zahlreiche Statistiken und Studien aus verschiedenen Forschungsgebieten. Daraus gehe hervor, dass die Scheidungskurve in jenem Moment einen Höhepunkt erreicht, in dem das letzte Kind einer Familie zwischen drei und fünf Jahren alt ist.

Zwei Wendepunkte

Bei der Interpretation ist laut der Forscherin zwar Vorsicht geboten. Doch sie vermute, dass die Eltern in den ersten Jahren, wenn die Kinder noch sehr abhängig sind, zu sehr beschäftigt seien. «Wenn das letzte Kind in die Schule kommt, wird ihnen mit einem Mal eine gewisse Last abgenommen», wird Stettler im Communiqué zitiert.

Einen weiteren Scheidungen begünstigenden Faktor darstellen können laut der Forscherin Kinder aus einer früheren Beziehung. Demgegenüber scheinen Schwangerschaften vor der Eheschliessung keinen Einfluss zu haben.

Religion und Alter

Glücklicherweise stellten die Kinder aber nicht den Hauptgrund für Scheidungen dar, sagte Stettler. Zu dem wichtigsten übergeordneten Ursachen gehören laut ihr die Religion und das Alter. Juden lassen sich am wenigsten häufig scheiden, gefolgt von Muslimen, Katholiken und Protestanten.

Am meisten Ehen werden vier Jahre nach der Hochzeit geschieden, wobei das Risiko höher ist für Paare, die nur kurz zusammen waren. Ein Trennungsrisiko ist auch ein grosser Altersunterschied - vor allem wenn die Frau älter ist.

Soziale Kontrolle

In der Stadt wird häufiger geschieden als auf dem Land. Dort stünden Paare wohl unter einer grösseren sozialen Kontrolle durch ihr Umfeld, vermutet die Forscherin.

Gemäss den aktuellsten Daten des Bundesamts für Statistik flacht die Scheidungskurve in der Schweiz nach starken Anstiegen wieder etwas ab. Insgesamt enden fast die Hälfte aller Ehen mit einer Scheidung.

 

(fest/sda)