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Köbi Kuhn fordert Sieg gegen Georgien

Samstag, 7. September 2002 / 15:58 Uhr

Feusisberg - Mit dem Heimspiel gegen Georgien erfolgt für die Schweizer Nationalmannschaft am Sonntag (16.00 Uhr) in Basel der Auftakt zur EM-Qualifikation 2004 in Portugal. Team und Coach wissen um die Bedeutung eines positiven Beginns und streben einen Sieg an.

Nationalcoach Köbi Kuhn fordert Sieg gegen Georgien.

Nicht immer, wenn die Schweiz das Startspiel in eine WM- oder EM- Kampagne gewonnen hat, schaffte sie danach auch die Qualifikation. Aber stets, wenn der Beginn misslang, war die gesamte Qualifikationsphase zum Scheitern verurteilt. Start-Niederlagen setzte es 1976 (Norwegen), 1978 (Holland), 1980 (Norwegen), 1982 (Belgien), 1986 (Schweden), 1996 (Aserbaidschan), 1998 (Italien) und 2000 (Russland) ab. Jedes Mal wurde danach das Ziel einer EM- oder WM-Teilnahme verpasst.

Die beiden einzigen Qualifikationen seit 1966 wurden nach Starterfolgen erreicht. Roy Hodgson führte die Schweiz 1992 zum 6:0- Startsieg in Estland und zwei Jahre später an die WM in den USA. 1994 leitete der 4:2-Heimerfolg über Schweden die erstmalige EM-Teilnahme 1996 in England ein.

«Ich bin mir der Bedeutung eines Startsieges voll bewusst», sagte Nationalcoach Köbi Kuhn im feudalen Mannschaftshotel in Feusisberg hoch über dem Zürichsee. Er habe einen Sieg budgetiert. Erst danach wolle er das Punktesoll für die beiden anderen Partien dieses Jahres Mitte Oktober in Albanien und Irland erstellen.

Die Partie gegen Georgien ist das bisher wichtigste Spiel in der rund einjährigen Amtszeit Kuhns. Erst jetzt konnte er das Team nach seinen Vorstellungen zusammenstellen. Beim Amtsantritt hatte er Enzo Trosseros Mannschaft übernehmen, und in diesem Frühling Rücksicht auf die EM-Teilnahme des Schweizer U21-Teams nehmen müssen.

Die geglückte Hauptprobe gegen Österreich (3:2) vor zweieinhalb Wochen in Basel hat Kuhn aufgezeigt, dass er auf dem richtigen Weg ist. Die Mannschaft spielte positiven, angriffsorientierten Fussball, auch wenn defensiv nicht alles gelang. Kuhn macht aber nicht wieder den gleichen Fehler wie vor einem Jahr, als er nach seinem Debütsieg in Österreich (2:1) zu vieles umkrempelte, Routiniers auf die Bank setzte, und damit Unruhe ins Team brachte.


Team wie gegen Österreich

Der Schweizer Nationalcoach wird am Sonntag exakt die gleiche Formation wie gegen Österreich nominieren, wenn ihm die Verletzung von Sébastien Fournier keinen Strich durch die Rechnung macht. Jörg Stiel hütet das Tor; Bernt Haas, Stéphane Henchoz, Murat Yakin und Fournier bilden die Abwehr; im Mittelfeld kommen Ricardo Cabanas, Johann Vogel und Patrick Müller zum Einsatz. Hakan Yakin spielt vorgeschoben im Zentrum hinter den beiden Sturmspitzen Alex Frei und Stéphane Chapuisat.

Die einzige Ungewissheit betrifft den Fitnessstand von Fournier, der bis am Freitagabend kein einziges Training mitmachen konnte und wegen einer Meniskusreizung im linken Knie mit einer Kortison- Injektion behandelt wurde. Erst das zweitletzte Training am Freitagabend in Freienbach soll Aufschluss geben, ob der Walliser spielen kann oder durch Ludovic Magnin ersetzt werden muss. Bremen- Söldner Magnin hat zwar am Donnerstag ebenfalls einen Schlag auf sein linkes Knie erhalten, die Blessur behindert den Verteidiger aber nicht mehr.

Kuhn will somit an der Nomination von Lyon-Verteidiger Müller im linken Mittelfeld festhalten, obwohl der Genfer im Verein in der Innenabwehr spielt und gegen Österreich auf der ungewohnten Position nicht überzeugte. Die Alternative wäre Raphaël Wicky, der sich einer Topform erfreut und beim Hamburger SV zu den Fixstartern gehört. Wicky kann jedoch nur auf einen Einsatz hoffen, wenn sich Müller von einer Grippe, die ihn am Donnerstagabend befiel, nicht rechtzeitig erholen würde.


Georgien, das Brasilien Russlands

Auf Georgien ist die Schweiz in ihren über 600 Länderspielen noch nie getroffen. 1990 unabhängig geworden, hat die frühere Sowjet-Republik inzwischen 80 Länderspiele bestritten und davon 29 gewonnen (38 Niederlagen). Eine EM- oder WM-Qualifikation ist in vier Versuchen nie gelungen. Zweimal schloss Georgien auf dem dritten Qualifikations-Schlussrang ab. Die bedeutendsten Erfolge sind der 3:0-Sieg über Polen (1997) und der 3:1-Heimsieg über Ungarn vor einem Jahr.

Zwischen dem 15. August 2001 und dem 27. März 2002 blieben die Georgier in fünf Partien gegen Luxembourg (3:0), Ungarn, Litauen (2:0), Rumänien (1:1) und Südafrika (4:1) ungeschlagen, ehe zuletzt die beiden Niederlagen gegen die Ukraine (1:2) und die Türkei (0:3) erfolgten.

Der im letzten Jahr zum zweiten Mal zum Teamchef berufene Alexandre Tschiwadse verfügt über hervorragende Techniker, die vornehmlich als Söldner in Westeuropa tätig sind. Wegen ihrer ausgeprägten Spielfreude und der ausgezeichneten Ballbehandlung werden die Georgier auch die Brasilianer Russlands genannt. Für das Spiel in Basel hat Tschiwadse auch die drei «Schweizer» Michail Kawelaschwili (Luzern), Gocha Jamarauli (ex-FCZ) und Captain Giorgi Nemsadse (ex-GC) nominiert.
(von René Baumann, Feusisberg/sda)