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Kofi Annan vor Irak-Krieg von Briten abgehört

Donnerstag, 26. Februar 2004 / 14:29 Uhr
aktualisiert: 15:01 Uhr

London - Der britische Geheimdienst belauschte Kofi Annan. Vor dem Irak-Krieg habe der Geheimdienst den UNO-Generalsekretär abgehört, sagte die ehemalige britische Entwicklungsministerin Clare Short der BBC.

UNO-Generalsekretär Kofi Annan.

Short erklärte in einem BBC-Radiointerview, sie habe Abschriften einiger Gespräche Annans gesehen. Annans Büro sei eine ganze Zeit lang abgehört worden.

Ich habe sogar (selbst) vor dem Krieg Gespräche mit Kofi geführt und dabei gedacht: Ach du meine Güte, davon wird es eine Abschrift geben, und dann werden die Leute sehen, was er und ich sagen. Short war im Mai 2003 aus Protest gegen den Irak-Krieg zurückgetreten.

Am Mittwoch hatte die Staatsanwaltschaft ein Verfahren gegen eine ehemalige Übersetzerin beim britischen Geheimdienst eingestellt, die geheime Informationen über Abhörmassnahmen einer Zeitung zugespielt hatte. Nach eigenen Worten wollte die 29-jährige Katherine Gun damit den Krieg verhindern.

Sie hatten dem Observer eine E-Mail weitergeleit. Aus diesem geht hervor, dass die USA Grossbritannien vor dem Krieg baten, beim Abhören anderer Mitglieder des UNO-Sicherheitsrats mitzuhelfen.

Gun war dafür zunächst festgenommen und wegen Geheimnisverrats angeklagt worden. Doch die Staatsanwaltschaft gelangte zu der Erkenntnis, dass die Beweise für eine Verurteilung nicht ausreichten.

Nach Presseberichten wollte die Regierung nicht mit den Anklägern kooperieren, weil sie das Bekanntwerden weiterer unangenehmer Informationen über den Krieg befürchtete. Auch der ehemalige UNO-Chefwaffeninspektor Hans Blix hatte kürzlich gesagt, er sei ganz sicher vor dem Irak-Krieg von Agenten abgehört worden.

(fest/sda)