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Krummenacher Sieger im Schweizer Duell

Sonntag, 17. Juli 2011 / 15:19 Uhr
aktualisiert: 19:09 Uhr

Randy Krummenacher (4.) und Tom Lüthi (5.) haben im GP von Deutschland einen Moto2-Podestplatz nur ganz knapp verpasst. Als Zwölfter klassierte sich auch Dominique Aegerter in den WM-Punkten.

Beinahe einen Podestplatz am GP Deutschland erreicht: Randy Krummenacher

"Das war für mich eines der schönsten, wenn nicht sogar das schönste Überholmanöver in einem Grand Prix überhaupt", so ein euphorisierter Randy Krummenacher nach dem Rennen auf dem Sachsenring. "Leidtragender" dieses Überholmanövers war Tom Lüthi, der seit vielen Jahren beste und konstanteste Schweizer im GP-Zirkus. Krummenacher preschte im Zuge seiner eindrücklichen Aufholjagd in der vorletzten Runde unwiderstehlich am 125-ccm-Weltmeister von 2005 vorbei. "Ich hatte ihm nichts entgegenzusetzen, mein Hinterreifen war am Ende. Randy war wohl eine Sekunde pro Runde schneller als ich unterwegs", so Lüthi (24) anerkennend und sportlich fair gratulierte er dem vier Jahre jüngeren Konkurrenten zu seinem "Toprennen".

"Niederlagen" gegen Landsleute haben für Lüthi nach wie vor Seltenheitswert und sind seit seinem GP-Debüt im Sommer 2002 an einer Hand abzuzählen. Vor Krummenacher gestern auf dem Sachsenring konnte sich bislang einzig Dominique Aegerter vor Lüthi klassieren: zweimal Ende der vergangenen Moto2-Saison, in den Grands Prix von Aragonien und Portugal. "Dominique und Randy sind für mich Gegner wie alle anderen Fahrerauch", wiegelte Lüthi nach dem gestrigen Rennen ab, "ich bin mit dem 5. Platz auf dem von mir wenig geliebten Sachsenring sehr zufrieden. Der Aufwärtstrend ist da, in der zweiten Saisonhälfte gilt es daran anzuschliessen."

Infusionen für Krummenacher

Krummenacher machte Parallelen zum Juni 2007 in Montmeló (Sp) aus, als er zum bisher einzigen Mal in 76 Grands Prix in die Top 3 fuhr: "Damals fuhr ich ebenfalls vom 15. Startplatz los und fühlte ich mich nach einer eben überstandenen Grippe noch geschwächt." Dies war auch während der letzten Tage in Sachsen wegen einer Mitte Woche eingefangenen Magenverstimmung der Fall. Dass er sich im Rennen "ganz okay" (Krummenacher) fühlte, war nur zwei Infusionen des Rennarztes am Samstagabend und Sonntagmorgen zu verdanken. "Zuvor war ich regelrecht dehydriert", so der Zürcher Oberländer, der sich auch am Morgen des Renntages nochmals erbrechen musste.

Dennoch fehlten ihm letztlich nur zwei Sekunden zu seiner Podestpremiere in der Moto2-Kategorie. Über die letzten sieben Rennen gesehen war Krummenacher der erfolgreichste Schweizer und als einziger Fahrer neben dem WM-Dritten Simone Corsi (It) immer in den Top 15. Der Zürcher holte in dieser Phase 52 WM-Punkte, deren elf mehr als Lüthi. Dieser ist allerdings in der Gesamtwertung dank den zwei Podestplätzen zum Saisonbeginn in Losail (Katar/3.) und Jerez (Sp/2.) noch immer Sechster (77 Punkte) und damit vor Krummenacher (WM-Neunter).

Mit Dominique Aegerter (20) konnte der Jüngste des Schweizer Trios am meisten Positionsgewinne verbuchen. Der Berner verbesserte sich vom 28. Qualifikations- auf den 12. Schlussrang, womit er im neunten Saisonrennen zum fünften Mal in die Punkte fuhr. Ähnliches hatte Aegerter schon zuletzt in Mugello gezeigt (11. Rang von Startposition 30). Aegerters Highlight der ersten Saisonhälfte war der 4. Platz in Estoril.

13. GP-Sieg für Marquez

Moto2-Sieger auf dem Sachsenring wurde das spanische Supertalent Marc Marquez (18), der zuletzt schon in Assen und Mugello und heuer auch noch Mitte Mai in Le Mans triumphiert hatte. Der 125er-Weltmeister von 2010 verwies Stefan Bradl um 0,896 Sekunden auf den 2. Rang. Alex De Angelis (San Marino) holte als Dritter seinen ersten Podestplatz der Saison. Im Gesamtklassement führt der Deutsche aber immer noch mit 47 Punkten Vorsprung vor Marquez (167:120).

Marquez vereitelte mit seinem 13. GP-Erfolg zugleich den ersten deutschen GP-Sieg auf dem Sachsenring seit 40 Jahren. 1971 hatte der Westdeutsche Dieter Braun auf einer 250er-Yamaha den Grossen Preis der DDR gewonnen. Von 1973 bis 1997 allerdings fanden in Sachsen keine Rennen der Strassen-WM statt.

Pedone weit zurück

125-ccm-Fahrer Giulian Pedone blieb auch im neunten Anlauf in seiner Rookie-Saison fernab der WM-Punkte. Der 17-jährige Neuenburger klassierte sich im GP Deutschland nur im 20. Rang, auf die Spitze verlor er mehr als eine Minute. Einsames Highlight seiner bisherigen GP-Karriere bleibt der 12. Startplatz in Assen, im Rennen war Pedone noch nie besser klassiert als im 19. Rang. In Estoril fehlten ihm allerdings rund 19 und in Assen auch immer noch sechs Sekunden zum ersten WM-Punkt.

Sieger in der Achtelliterklasse wurde der Spanier Hector Faubel (8. GP-Sieg). Zeitgleich Zweiter - wegen der langsameren besten Rennrunde gegenüber Faubel wurde Johann Zarco. Der Franzose aus Cannes, der am Samstag 20 Jahre alt wurde, schloss dadurch bis auf 32 Punkte zum spanischen WM-Leader Nicolas Terol auf. Dieser wurde auf dem Sachsenring nur Vierter hinter Maverick Viñales. Der erst 16-jährige Spanier stand damit in fünf der letzten sechs Rennen auf dem Podest.

 

(fest/Si)