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Kutschma kehrt nach Kiew zurück

Samstag, 5. März 2005 / 14:36 Uhr

Kiew - Der frühere ukrainische Präsident Leonid Kutschma hat seine Kur in Tschechien abgebrochen. Er flog gegen Mittag aus dem Kurort Karlsbad nach Kiew zurück.

Kutschma weist Anschuldigungen in Zusammenhang mit Krawtschenkos Selbstmord zurück.

Gestern war der frühere ukrainische Innenminister Juri Krawtschenko tot aufgefunden worden. Nach offiziellen Angaben beging er Selbstmord.

Kutschma steht im Verdacht, gemeinsam mit dem toten Krawtschenko in die Entführung und Ermordung des regierungskritischen Journalisten Georgi Gongadse im Jahr 2000 verwickelt gewesen zu sein.

Verbindung zum Selbstmord?

Krawtschenko, der unter Kutschma von 1995 bis 2001 Innenminister gewesen war, hatte in einem Abschiedsbrief das frühere Staatsoberhaupt mit seinem Selbstmord in Verbindung gebracht.

Der Chef des ukrainischen Geheimdienstes SBU, Alexander Turtschinow, bezeichnete Selbstmord als wahrscheinlichste Todesursache und bestätigte die Existenz eines Abschiedsschreibens. Krawtschenko habe sich ein zweites Mal in den Kopf geschossen, weil der erste Schuss nicht tödlich gewesen sei, sagte Turtschinow.

Im Fall des ermordeten Journalisten, den die Justiz jetzt neu untersucht, wird bislang offiziell nicht gegen Kutschma ermittelt. Der frühere Staatschef erklärte gestern zu der Affäre Gongadse, er habe ein reines Gewissen.

"Ich rechne mit einer Vorladung"

Er rechne bei seiner Rückkehr in die Ukraine mit einer Vorladung der Staatsanwaltschaft. Am stärksten belastete Kutschma ein früherer Leibwächter. Der neue Präsident Viktor Juschtschenko betonte in diesem Zusammenhang aber, vor dem Gesetz seien alle gleich.

Der Anwalt von Gongadses Mutter Lesja, Andrej Fedur, bezeichnete die Selbstmord-These als Unsinn. Das ist ein Versuch, die Spuren zu verwischen. Krawtschenko soll in dieser Lage als Haupttäter hingestellt werden, damit man den ganzen Fall schliessen kann, wurde Fedur in ukrainischen Medien zitiert.

(rr/sda)