Labor-Skandal: Bund wusste von 'Ärztebschiss' Mittwoch, 19. Juni 2002 / 12:23 Uhr
Bern - Das Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV) wusste schon
lange von der Existenz der virtuellen Labors und der illegalen
Abrechungspraxis der Ärzte.
Die FAMH sei schon vor sechs Jahren
beim BSV zu diesem Thema vorstellig geworden.
Gemäss dem Generalsekretär des Verbandes der Leiter medizinisch
analytischer Laboratorien FAMH, Jean-Robert L'Eplattenier, hätte
der Verband damals interveniert, weil diese Praxis nicht im Sinne
des Gesetzgebers und der Qualitätsicherheit sei.
Auch die Kommission für Qualitätssicherung in medizinischen Labors
habe erst kürzlich wieder einen entsprechenden Brief an das BSV
geschrieben.
Das KVG sehe vor, dass alle Leistungsvergünstigungen an die
Patienten zurückvergütet werden müssen. So genannte
Gemeinschaftslabors mit bis zu fünf Ärzten seien legal. Aber nach
Gesetz dürfe nur derjenige eine Leistung fakturieren, der sie auch
erbringe, sagte L'Eplattenier.
Die Sendung «Kassensturz» hatte am Dienstag von Alibi-Praxen
berichtet. Dabei handelt es sich um virtuelle Gemeinschaftslabors,
die ihre Aufträge an Grosslabors weitergeben. Durch die grosse
Anzahl an Analysen könnten diese Grosslabors zu wesentlich tieferen
Preisen arbeiten. Der Arzt jedoch verlangt dann vom Patienten den
hohen Praxislaborpreis.
Die Krankenkassen wären die einzigen, die gegen diese Praxis etwas
unternehmen können, glaubt L'Eplattenier. Aber sie hätten wohl
Angst vor einem langen Prozess.
(bb/sda)
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