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Libyscher Vizeminister erschossen

Sonntag, 12. Januar 2014 / 08:46 Uhr
aktualisiert: 20:01 Uhr

Tripolis - In Libyen ist der stellvertretende Industrieminister Hassan al-Droui erschossen worden. Unbekannte hätten am Samstagabend in seiner Heimatstadt Sirte mehrere Salven auf al-Droui abgefeuert, sagte ein Vertreter der Sicherheitskräfte am Sonntag. Es ist der erste Mord an einem Kabinettsmitglied seit dem Sturz von Machthaber Muammar al-Gaddafi 2011.

Ein Spitalvertreter sagte, al-Droui habe an mehreren Körperteilen Schussverletzungen erlitten. Er hatte während des Aufstands gegen Gaddafi dem oppositionellen Nationalen Übergangsrat angehört.

Danach war er vom ersten Interimsministerpräsidenten Abdelrahim al-Kib zum Vize-Industrieminister ernannt worden. Das Amt behielt er auch unter al-Kibs Nachfolger Ali Seidan.

Bei Kämpfen zwischen rivalisierenden Stämmen im Süden des Landes wurden am Wochenende mindestens 21 Menschen getötet und 45 weitere verletzt. Die bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen Mitgliedern der Tubus und der Auled Sleiman hätten am Samstag begonnen, sagte der Präsident des Stadtrates von Sebha, Ajub al-Sarruk.

Auslöser war örtlichen Angaben zufolge der Tod eines Anführers der Auled Sleiman, für den diese die Tubus verantwortlich machten. Nach einer Pause in der Nacht gab es am Sonntag erneut Kämpfe. Die dunkelhäutigen Tubus, die in der Grenzregion zwischen Libyen, Niger und dem Tschad leben, klagen seit langem über Benachteiligung.

Die anderen Stämme wiederum werfen den Tubus vor, ausländische Kämpfer in ihren Rängen zu haben. Es sind die heftigsten Kämpfe zwischen den beiden Stämmen seit einem Waffenstillstand vom März 2012.

Land kommt nicht zur Ruhe

Seit dem Sturz Gaddafis kommt Libyen nicht zur Ruhe. Zahlreiche frühere Rebellengruppen und Stammesmilizen weigern sich, ihre Waffen abzugeben und versuchen, ihre Forderungen mit Gewalt durchzusetzen.

Zudem haben Milizen seit Juli wichtige Erdölanlagen im Osten des Landes besetzt, so dass der Ölexport weitgehend zum Erliegen gekommen ist. Für den Staat ist damit seine wichtigste Einnahmequelle deutlich reduziert.

Auf Terrorliste gesetzt

Die US-Regierung teilte derweil mit, sie habe zwei libysche Gruppen auf ihre Terrorliste gesetzt. Demnach handelt es sich um Zellen der islamistischen Organisation Ansar al-Scharia aus Bengasi und Derna, die am Angriff auf das US-Konsulat in Bengasi beteiligt waren.

Bei dem Angriff waren am 11. September 2012 der US-Botschafter Christopher Stevens und drei Mitarbeiter getötet worden. Zudem sollen die Gruppen für zahlreiche Mordanschläge auf Sicherheitskräfte und Politiker im Osten Libyens verantwortlich sein.
(fajd/sda)


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