KRIEG/TERROR
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Madrider Anschläge: Anklage gegen 29 Verdächtige

Dienstag, 11. April 2006 / 18:10 Uhr

Madrid - Gut zwei Jahre nach den Anschlägen auf Madrider Pendlerzüge hat die spanische Justiz Anklage gegen 29 Verdächtige erhoben.

Bei den Anschlägen am 11.3.04 wurden 191 Menschen getötet

Untersuchungsrichter Juan del Olmo legte in Madrid die Anklageschrift vor. Nach Ansicht des Richters war eine lokale islamistische Terrorzelle für das Blutbad verantwortlich. Die Angeklagten hatten sich nach Ansicht des Richters zwar von El Kaida inspirieren lassen, gehörten aber nicht direkt zu dem internationalen Terrornetz.

Bei den Anschlägen am 11. März 2004 waren 191 Menschen getötet und mehr als 1500 verletzt worden. Der Richter hatte insgesamt gegen 116 Verdächtige ermittelt. In der Anklageschrift wird den sechs Hauptverdächtigen Mord in 191 Fällen und versuchter Mord in 1755 Fällen zur Last gelegt.

Tausende Jahre Haft

Die Staatsanwaltschaft wird für sie wahrscheinlich Haftstrafen von Tausenden von Jahren verlangen. Unter den Hauptangeklagten sind vier Marokkaner, ein Ägypter und ein Spanier, der den Sprengstoff für die Anschläge beschafft haben soll.

Sieben mutmassliche Attentäter hatten sich drei Wochen nach den Anschlägen selbst in die Luft gesprengt, als sie in einer Wohnung in der Madrider Vorstadt Leganés von der Polizei umstellt waren.

Mutmasslicher Anführer

Unter ihnen waren nach Ansicht des Richters auch die mutmasslichen Anführer der Terrorzelle. Der Prozess werde voraussichtlich im Frühjahr 2007 beginnen, teilte die zuständige Staatsanwältin Olga Sánchez mit.

Ermittlungsrichter Juan del Olmo schloss aus, dass die baskische Untergrundorganisation ETA direkt oder indirekt mit den Anschlägen zu tun hatte. Die Attentäter hätten vielmehr mit der Islamistischen Gruppe Marokkanischer Kämpfer (GICM) in Verbindung gestanden, heisst es in der 1460 Seiten starken Anklageschrift. Der Richter verlangt von den Hauptangeklagten über 450 Millionen Euro an Schmerzensgeld und Entschädigungen.

(bert/sda)


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