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Marc Roger schuldig gesprochen

Dienstag, 9. September 2008 / 17:43 Uhr
aktualisiert: 20:00 Uhr

Genf - Der frühere Präsident des Konkurs gegangenen FC Servette, Marc Roger, ist vom Geschworenengericht in Genf wegen ungetreuer Geschäftsführung und Urkundenfälschung schuldig gesprochen worden.

Marc Roger hätte einen «verwahrlosten» Club übernommen, so seine Anwälte.

Freigesprochen wurde Roger vom Vorwurf des Betrugs und des betrügerischen Konkurses. Über die Höhe des Strafmasses wird das Gericht später befinden. Der Franzose und ehemalige Spieler Roger war bis zum definitiven Konkurs im Februar 2005 während eines Jahres Präsident des FC Servette.

Der Mitangeklagte Genfer Geschäftsmann Olivier Maus, der Ex-Verwalter des Clubs, wurde ebenfalls wegen ungetreuer Geschäftsführung schuldig gesprochen. Die Französin Marguerite Fauconnet, die ehemalige Servette-Anwältin, sprach das Geschworenengericht der Urkundenfälschung schuldig.

Umfassenden Freispruch gefordert

Die Anwälte der drei Angeklagten hatten umfassende Freisprüche verlangt. Marc Roger sei «von Grund auf ein guter Mensch», sagte Alain Marti am Dienstag vor der Urteilsverkündung. Roger sei ein Opfer der Medien und einer parteiischen Justiz, die ihn 22 Monate in Untersuchungshaft behalten habe.

Nie habe Roger den Club bestohlen. Er habe zwar 57'000 Franken aus der Kasse der Firma Avenir Football Investissements (AFI), der damaligen Dachgesellschaft des Servette FC, genommen. Doch sei das sein eigenes Geld gewesen.

Marc Roger habe einen «verwahrlosten» Club übernommen, sagte sein zweiter Anwalt Robert Assaël. Wenn Roger nicht eingesprungen wäre, dann wäre Servette bereits im Februar 2004 am Ende gewesen. Rogers Anwälte widersprachen in ihren Plädoyers mit Vehemenz Staatsanwalt Dario Zanni.

Dieser warf Marc Roger vor, die Verschuldung des FC Servette in unbedachter Weise vorangetrieben zu haben und die wahre finanzielle Situation des Clubs mittels rechnerischer Kunstgriffe verschleiert zu haben. Unter der Leitung Rogers hatte der Club Schulden in Höhe von über elf Millionen Franken angehäuft.

Nach Frankreich geflüchtet

Bevor der Fall Marc Roger vor Gericht kam, waren dreijährige Untersuchungen nötig. Dabei spielte Roger Versteckspiel mit den Behörden: Nach der Freilassung aus der Untersuchungshaft auf Kaution setzte sich er im Jahr 2005 nach Frankreich ab. Erst 2007 konnte er in Spanien verhaftet werden.

Zum einwöchigen Prozess waren auch dutzende Zeugen vorgeladen worden. Der Konkurs des FC Servette hatte 2005 die Genfer Fussballfans erschüttert. Servette hatte eine glänzende Vergangenheit und nahm im Schweizer Fussball eine wichtige Position ein. Heute spielen die «Grenats» in der Challenge League.

(fest/sda)


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