Martin Grab ist Sieger des Expo-Schwinget Montag, 20. Mai 2002 / 12:55 Uhr
Murten - Der Expo-Schwinget vor 8'000 Zuschauern in Murten gestaltete
sich zum Duell zweier hoch überlegener Könner. Schwingerkönig
Arnold Forrer legte zum Auftakt den Schwyzer Herausforderer Martin
Grab auf den Rücken. Diesem gelang in der 10. Minute des
Schlussgangs die Revanche.
Der Rothenthurmer, der am 8. Juli erst 23 Jahre alt wird, hat in
seiner jungen Karriere schon fünf Kranzfeste gewonnen. Der
Schwinget der Landesausstellung hatte zwar keinen Kranzfest-Status,
war aber als gesamtschweizerischer Anlass dennoch höher
einzustufen. "Für mich sind der Expo-Schwinget und der Kilchberger
Schwinget in dieser Saison gleichwertig", sagte Grab nach seinem
Triumph. Es sei deshalb auch der wichtigste Sieg seiner Karriere.
Verwirrung im Schlussgang
Die 4. Minute im Schlussgang eines bedeutenden Fests hat es
neuerdings in sich. Am 'Eidgenössischen' in Nyon zog sich Arnold
Forrer zu diesem Zeitpunkt gegen Jörg Abderhalden den Rippenbruch
zu, der ihn bis zum Triumph noch während mehr als einer
Viertelstunde üble Schmerzen erdulden liess. In Murten spielte sich
ebenfalls nach vier Minuten eine der denkwürdigsten Szenen des
Schwingsports ab. Martin Grab glaubte seinen Gegner auf dem Rücken
zu haben und begann, selber am Boden liegend, zu jubeln. Arnold
Forrer reagierte trotz seiner 115 kg blitzschnell, drehte sich um
und drückte den Gegner seinerseits ins Sägemehl.
Der Platz-Kampfrichter erkannte auf Sieg für Forrer. Auf
Intervention der beiden bestimmenden Kampfrichter am Tisch wurde
das Duell jedoch fortgesetzt; Forrer hatte offensichtlich für einen
Augenblick keinen Griff gefasst. Im Regulativ steht, dass der
verteidigende Schwinger nicht in festem Griff schwingen muss. Im
vorliegenden Beispiel war es Interpretationssache, wann genau
Forrer verteidigender und wann er angreifender Schwinger war. Der
Juryentscheid war mithin vertretbar. Entfernt erinnerte die Szene
an den umstrittenen Schlussgang des eidgenössischen Fests 1995 in
Chur, als Eugen Hasler gegen Thomas Sutter auf dem Rücken landete,
als bereits kein Griff mehr zu erkennen war. Damals entschieden die
Kampfrichter in die andere Richtung und sorgten damit für eines der
bis heute meistdiskutierten Urteile.
Die Entscheidung in der schmucken Arena im SBB-
Ausbildungszentrum Löwenberg in Murten-Muntelier fiel rund sechs
Minuten später, als Martin Grab einen Gammen anbrachte. Arnold
Forrer hatte die ersten fünf Duelle alle gewonnen und war mit einem
halben Punkt Vorsprung in den Schlussgang gestiegen. Weil alle
übrigen Spitzenpaarungen des 6. Gangs unentschieden endeten, wusste
er, dass ihm ein Remis zum Sieg reichen würde -- wie bereits am
letzten eidgenössischen Fest gegen Jörg Abderhalden. Obwohl Forrer
diesmal fit war, ging das Kalkül nicht auf. Forrer versuchte es
zwar mit einer frühen Attacke, "aber dann merkte ich, dass er eher
auf Sicherheit zu schwingen begann", so Martin Grab hinterher.
Grosses Gefälle hinter den Topschwingern
Nach den verletzungsbedingten Absagen von Spitzenschwingern wie
Jörg Abderhalden, Thomas Sutter, Christian Vogel, Adrian Laimbacher
und Daniel von Euw war in Murten alsbald zu erkennen, dass nur der
zweite starke Schwyzer Heinz Suter mit Forrer und Grab würde
mithalten können. Aber nach drei anfänglichen Siegen gegen
eidgenössische Kranzschwinger stellte Suter zweimal (gegen Kuno
Sutter und Christian Oesch) und wurde dreiviertel Punkte hinter
Forrer Dritter. Gesamtschweizerische Anlässe sind anscheinend nicht
die Sache des 27-jährigen Muotathalers. Wie schon den letzten
beiden 'Eidgenössischen' biss er nach überzeugendem Beginn gegen
ausschliesslich defensiv eingestellte Widersacher auf Granit. In
Bern 1998 wurde er von Christian Vogel und Beat Abderhalden
zurückgebunden, in Nyon 2001 von Stefan Fausch, Stefan Strebel und
schliesslich erneut von Vogel.
In Murten war das Gefälle hinter dem Spitzentrio
Grab/Forrer/Suter sehr gross. Grab und Forrer gewannen ihre zehn
Duelle gegen andere Schwinger, neun davon gegen 'Eidgenossen', fast
ausnahmlos bei einem der ersten Zusammengreifen -- und meist mit
platten Würfen. Im Hinblick auf den Kilchberger Schwinget am 1.
September ist zu hoffen, dass die übrigen Spitzenschwinger
rechtzeitig fit werden.
Duell Forrer - Suter verpasst
Das Einteilungskampfgericht unter dem neuen Technischen Leiter
Bruno Stofer leistete insgesamt sehr gute Arbeit. Schade war nur,
dass es sich im 4. Gang nicht für die Spitzenpaarung Forrer - Suter
entschied. Die beiden führten zu diesem Zeitpunkt die Rangliste an.
Selbst bei einem Remis hätten beide weiterhin gute Chancen gehabt,
in den den Schlussgang zu kommen.
(Peter Lerch, Murten /sda)
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