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Nationalisten gewinnen in Bosnien

Montag, 2. Oktober 2006 / 18:33 Uhr
aktualisiert: 3. Oktober 2006 / 07:42 Uhr

Sarajevo - Die nationalistischen Parteien der Muslime, Serben und Kroaten haben die Wahlen in Bosnien-Herzegowina am Sonntag gewonnen.

Serbenpolitiker Dodik drohte mit einem Abspaltungsreferendum.

Gemässigte bürgerliche Parteien kamen nicht zum Zuge. Bei der muslimischen Bevölkerungsmehrheit verkündete der frühere Kriegsaussenminister Haris Silajdzic für seine Partei SBiH den Sieg. Bei den Serben als der zweitgrössten Bevölkerungsgruppe gewann die SNSD des bosnisch-serbischen Ministerpräsidenten Milorad Dodik.

Silajdzic und Dodik vertreten ganz gegensätzliche Positionen. Der muslimische Führer will den serbischen Landesteil zu Gunsten eines einheitlichen Zentralstaates auflösen. Dodik hatte in diesem Fall mit einer Abspaltung und dem Anschluss an das benachbarte «Mutterland» Serbien gedroht.

Bei den gut eine Million zählenden serbischen Wählern hatte Dodik nach seiner Drohung mit einem Abspaltungsreferendum auf allen Ebenen die absolute Mehrheit errungen. Sein Hauptgegner, die nationalistische SDS des als Kriegsverbrecher gesuchten Radovan Karadzic, erkannte am Montag den Dodik-Sieg an.

Erste Analysen begründeten das gute Abschneiden von Silajdzic mit dessen Forderung nach Aufhebung des serbischen Teilstaates. Der radikalere Silajdzic hat nach Teilergebnissen die bisher unter den Muslimen Ton angebende SDA des inzwischen gestorbenen ersten Staatspräsidenten Alija Izetbegovic abgelöst.

Von den gut vier Millionen Einwohnern Bosniens sind 48 Prozent Muslime, 34 Prozent Serben und 15 Prozent Kroaten.

Nach Angaben der Zentralen Wahlkommission gingen 54,8 Prozent der 2,7 Millionen Wahlberechtigten zu den Urnen. Gewählt wurde das dreiköpfige Staatspräsidium, das Bundesparlament, die Parlamente der zwei Teilstaaten sowie die Vertretungen in zehn Landkreisen und der Präsident des serbischen Landesteils.

Im Staatspräsidium wird Silajdzic die Muslime vertreten, wie die zentrale Wahlkommission in Sarajevo mitteilte. Für die serbische Bevölkerungsgruppe rückt den Angaben nach Nebojsa Radmanovic ins Präsidium, für die bosnischen Kroaten Zeljko Komsic.

(fest/sda)


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