Pamuks Kritik als Chefredaktor Sonntag, 7. Januar 2007 / 21:12 Uhr
Ankara - Der letztjährige Literaturnobelpreisträger Orhan Pamuk hat sich für einen Tag als Chefredakteur der liberalen türkischen Zeitung «Radikal» betätigt.
 Literaturnobelpreisträger Orhan Pamuk.
Auf der Titelseite der Sonntagsausgabe prangerte er die fehlende Meinungsfreiheit und die Verfolgung von regierungskritischen Intellektuellen in seiner türkischen Heimat an.
Der 59-jährige Pamuk verwies in einem Leitartikel auf einen Pressebericht aus dem Jahr 1951 über den kommunistischen türkischen Dichter Nazim Hikmet mit dessen Foto, in dem die Leser aufgefordert wurden, ihm so oft sie wollten, ins Gesicht zu spucken.
Diese Berichterstattung sei kennzeichnend für die fortdauernde Haltung von Staat und Presse gegenüber Schriftstellern und Künstlern, bemängelte Pamuk in seinem eigenen Artikel.
Politische Bestrafung
Neben Hikmet, der wegen seiner politischen Einstellung viele Jahre in türkischer Haft sass und 1963 im sowjetischen Exil starb, verwies Pamuk auf andere Autoren wie Yasar Kemal, der wegen seines Einsatzes für die Kurden vor Gericht gestellt wurde.
Pamuk selbst wurde wegen «Verunglimpfung des Türkentums» der Prozess gemacht, weil er in einem Interview die Verfolgung der Armenier zu Beginn des 20. Jahrhunderts und das heutige Vorgehen gegen die Kurden im Südosten der Türkei kritisiert hatte. Das Verfahren gegen Pamuk wurde im Januar 2006 eingestellt. (bert/sda)
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