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Polizei löst Proteste gegen Festnahme Karadzics auf

Dienstag, 22. Juli 2008 / 14:33 Uhr
aktualisiert: 21:19 Uhr

Belgrad - Die Polizei in Belgrad hat eine Demonstration von rund 100 serbischen Ultranationalisten aufgelöst, die gegen die Festnahme des früheren bosnischen Serbenführers Radovan Karadzic protestierten.

Radovan Karadzic wird nicht im ganzen Land als Kriegsverbrecher angesehen. (Symbolbild)

Wie Augenzeugen berichteten, schrien die Demonstranten im Zentrum der serbischen Hauptstadt «Verrat» sowie die Namen von Karadzic und seinem einstigen Armeeführer Ratko Mladic. Die meisten Demonstranten waren den Angaben zufolge Mitglieder der rechtsextremen Gruppe «Obras».

Der vom UNO-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag angeklagte Karadzic war am Montagabend nach zwölfjähriger Flucht nahe Belgrad festgenommen worden. Mladic wird immer noch gesucht.

Erste Befragung beendet

Dem 63-Jährigen werden vom UNO-Kriegsverbrechertribunal «Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit» vorgeworfen.

Der am Montag Verhaftete sei bereits am frühen Morgen erstmals befragt worden, berichtete die serbische Staatsanwaltschaft für Kriegsverbrechen. Karadzic soll die vielen Verbrechen der Serben im Bürgerkrieg in Bosnien-Herzegowina von 1992 bis 1995 geplant und organisiert haben.

Karadzic war seit Mitte der 90er Jahre auf der Flucht. 1996 war er zum letzten Mal in Bosnien gesehen worden. Nach Darstellung des UNO-Tribunals ist der Psychiater wie sein Militärkommandant Ratko Mladic von Helfershelfern in der serbischen Armee, Politik und im Geheimdienst gedeckt worden.

Karadzic als Alternativmediziner

Radovan Karadzic habe sein Aussehen mit langem weissen Haar und einem weissen Vollbart sowie einer Brille von Grund auf verändert, sagte der für die Zusammenarbeit mit dem UNO-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag zuständige serbische Minister Rasim Ljajic.

Zuletzt habe Karadzic, ein studierter Psychiater, in einer privaten Arztpraxis in Belgrad gearbeitet. Er habe sich mit «alternativer Medizin» beschäftigt, sagte Ljajic. Der Gesuchte habe einen gefälschten Personalausweis auf den Namen Dragan Dabic besessen.

Der Karadzic-Anwalt hat drei Tage Zeit, gegen die Auslieferung Widerspruch einzulegen.

(tri/sda)


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